Südosteuropa

Leben in Sicherheit

Spenden Südosteuropa: Wiederaufbau nach den Konflikten auf dem Balkan

Help blickt zurück auf 25 Jahre Nothilfe und Wiederaufbau in Südosteuropa.

Über die vergangenen Krisen in Südosteuropa möchten die Menschen kaum mehr sprechen. Vielmehr wünschen sie sich einen positiven Blick in eine Zukunft, die wirtschaftliche Sicherheit und Frieden verhofft. Doch so, wie die Krisen Teil der Geschichte der Westbalkanstaaten sind, prägen diese auch die Arbeit von Help; denn als Reaktion auf die dramatischen Ereignisse führte Help vor 25 Jahren die ersten Hilfsprojekte in Südosteuropa durch.

Auch wenn sich unser Tätigkeitsschwerpunkt seit nunmehr 15 Jahren auf die wirtschaftliche und soziale Stabilisierung konzentriert, kommen wir immer wieder in die Situation, Nothilfe und Wiederaufbau leisten zu „müssen“. Die Armut in den Ländern ist noch weit verbreitet, viele Jugendliche sind ohne Perspektive, weil es an Arbeitsmöglichkeiten fehlt. Jede Krise, jede Naturkatastrophe birgt die Gefahr, Erfolge wieder zu vernichten. Seien es Überschwemmungen, wie die Jahrhundertflut im Jahr 2014, die Flüchtlingskrise, das Erdbeben in Albanien letztes Jahr oder die aktuelle Corona-Pandemie. Help hilft in solchen Fällen schnell, zielgerichtet und unter dem Ansatz der Selbsthilfe, damit die Menschen möglichst zügig wieder in ihr selbstbestimmtes Leben finden.

Die ersten 10 Jahre nach den Konflikten

Nothilfe und Wiederaufbau prägten das erste Jahrzehnt des Einsatzes von Help in den Westbalkanländern. Die Konflikte der Neunzigerjahre hinterließen größte Not: Es fehlte an Nahrungsmitteln, Feuerholz und Hygieneartikeln. Wohnhäuser mussten wiederaufgebaut werden, und soziale Einrichtungen benötigten dringend Unterstützung.

Zudem ging von gelegten Minen und verstreuten Blindgängern höchste Gefahr aus. Unzählige Menschen wurden schwer verletzt oder starben. Häufig traf es Kinder beim Spielen. Die Aufklärung der Bevölkerung und die Minenräumung bildeten daher ein wichtiges Aufgabenfeld von Help in Bosnien und Herzegowina und im Kosovo.

Die Vertreibung ethnischer Minderheiten, Flucht und der wirtschaftliche Einbruch waren weitere Folgen der Konflikte. In Montenegro galt unsere Aufmerksamkeit den vielen Menschen, die aus dem Kosovo, Bosnien und Herzegowina und Kroatien Zuflucht suchten. In Serbien unterstützten wir vornehmlich Rentner und soziale Einrichtungen, die der Einbruch der Wirtschaft besonders hart traf.

Innerhalb der ersten zehn Jahre leistete Help Nothilfe und Wiederaufbau im Wert von 38 Millionen Euro. Mehr als zwei Millionen Quadratmeter Land wurden von Minen befreit. Gemeinsam mit den Begünstigten haben wir 5.678 Wohneinheiten errichtet. Rund 19.000 Menschen hatten damit nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern ein neues Zuhause oder sogar eine neue Heimat.

Naturkatastrophen gefährden Entwicklungserfolge

Immer wieder müssen die Menschen in den Westbalkanstaaten mit Überschwemmungen umgehen. Die Jahrhundertflut im Jahr 2014 forderte die Menschen in Serbien sowie in Bosnien und Herzegowina besonders heraus. 525.000 Menschen verloren ihr Zuhause. Der wirtschaftliche Schaden betrug zwei Milliarden Euro. Ernten wurden zerstört, das Vieh wurde von den Wassermassen mitgerissen, Geschäfte überflutet. Häufig reichte das Wasser bis ins erste Stockwerk. Es galt, den wirtschaftlichen Schaden möglichst gering zu halten, damit die Menschen sich wieder schnell selbst versorgen können. Nach den ersten Nothilfemaßnahmen für mehr als 32.000 Menschen sowie Trocknungs- und Sanierungsarbeiten von Wohnräumen, unterstützte Help daher 510 Kleinunternehmer:innen beim Wiederaufbau ihrer Existenzgrundlage. Landwirt:innen erhielten Gutscheine, um landwirtschaftliches Equipment und Saatgut zu beschaffen, und Geschäftsinhabende erhielten Unterstützung bei der Sanierung ihrer überfluteten Räumlichkeiten.

Am 26. November 2019 um 03:54 Uhr morgens erschütterte ein verheerendes Erdbeben der Stärke 6,3 auf der Richterskala Albanien. Insgesamt waren 202.291 Menschen im Land betroffen, 51 starben. Rund 17.000 Menschen verloren ihr Zuhause. Help leistete unmittelbar nach der Katastrophe Nothilfe, verteilte Decken, Schlafsäcke, Matratzen und Hygieneutensilien. Im Rahmen des Wiederaufbaus wurde ein Kindergarten für 200 Kinder wiederaufgebaut und erste Maßnahmen zur Förderung von Kleinwirtschaftsbetrieben wurden ergriffen.

Albanien: Wiederaufbau eines Kindergartens

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Hilfe für Geflüchtete entlang der Westbalkanroute

2015 und 2016 galt es, die Hunderttausenden Geflüchteten entlang der Balkanroute zu versorgen. Die Solidarität von Hilfsorganisationen und anderen Staaten war gefragt. Help hat in den Grenzregionen Serbiens mehr als eine Million Menschen mit Nahrungsmitteln und Hygieneutensilien versorgt. Zudem wurden 17 Übergangsunterkünfte ausgestattet.

Trotz der Schließung der Balkanroute passieren noch immer jährlich rund 10.000 Geflüchtete Serbien und Nordmazedonien. Doch nicht nur das: Die vielen Menschen, die sich den Kriegsgeflüchteten auf ihrem Weg anschlossen, brachten auch die wirtschaftliche Not und Perspektivlosigkeit in den Balkanstaaten zum Ausdruck.

Corona-Pandemie: Gesundheit, Bildung und soziale Sicherheit

Die Corona-Pandemie ist nun das jüngste Ereignis, das uns im Rahmen der Nothilfe zum Handeln aufgerufen hat. Die gesundheitliche Katastrophe geht einher mit schweren wirtschaftlichen Folgen. In den meisten Staaten lag ein positives Wirtschaftswachstum vor, das mit der Corona-Pandemie schlagartig zurückgegangen ist. Alles deutet darauf hin, dass das Armutsniveau wieder auf das Niveau von vor etlichen Jahren zurückkehren könnte, was alle in diesem Bereich erzielten Fortschritte vollständig zunichtemachen würde.

Wirtschaftlich schwache Menschen benötigen Unterstützung, um ihre Gesundheit zu schützen und ihre Familien zu ernähren. Menschen in Altenheimen und Justizvollzugsanstalten leiden besonders unter dem ausbleibenden Kontakt zu ihren Verwandten und Freunden. Kinder und Jugendliche einkommensschwacher Familien sind aufgrund fehlendem Zugang zu Online-Bildungsressourcen von Chancenungleichheit betroffen.

Help hat daher entsprechende Einrichtungen und betroffene Familien mit Smartphones, Tablets und Laptops inklusive Internetzugang ausgestattet. Kindern wird dadurch das Lernen ermöglicht und alte Menschen und Strafgefangene können Kontakt zu ihren Familien halten, die ihnen soziale Stabilität geben und damit Mut, Sicherheit und Hoffnung. Darüber hinaus unterstützen wir die Einrichtungen und bedürftigen Menschen mit Hygieneutensilien, Schutzkleidung und Nahrungsmitteln.

Bildung: Als ihre Schule Online-Lernräume einführte, machten sich bei der 13-jährigen Jasmina schnell Sorgen breit. Jasmina und ihre drei jüngeren Geschwister mussten sich das einzige Smartphone der Familie teilen und das benötigte ihr Vater tagsüber auf der Arbeit. Es blieben nur noch die Abendstunden, um über die Online-Klassenräume notwendige Informationen zu beziehen und Arbeiten einzureichen. Durch das zusätzliche Smartphone kann Jasmina ihre Hausaufgaben endlich wieder lückenfrei abgeben und ihre guten Noten halten.

Soziale Sicherheit: Rosa, Bewohnerin eines Altenheims in Montenegro, sieht dank der Spende der Help-Tablets nach sechs Monaten das erste Mal ihre in Serbien lebende Familie wieder. Insgesamt wurden 39 Einrichtungen mit Tablets und Laptops unterstützt.

Solidarität: Fraueninitiativen, die von Help im Rahmen der Einkommensförderung unterstützt wurden, nähen Mund-Nasen-Masken für Bedürftige.

Das haben wir erreicht:

  • Mehr als zwei Millionen Quadratmeter Land wurden von Minen befreit
  • In den ersten zehn Jahren nach der Krise hat Help die Menschen mit Nothilfegütern, Baumaterialien und durch Wiederaufbaumaßnahmen im Wert von rund 38 Millionen Euro unterstützt.
  • Über 6.000 Wohneinheiten wurden im Rahmen des Wiederaufbaus nach Krisen und Naturkatastrophen errichtet und saniert. Mehr als 20.000 Menschen haben dadurch ein Zuhause erhalten.
  • 510 Kleinunternehmer:innen wurden nach dem Hochwasser 2014 beim Wiederaufbau ihrer Betriebe unterstützt.
  • Eine Million Geflüchtete wurden auf der Balkanroute mit Nahrungsmitteln versorgt.
  • Corona-Pandemie:
    • 7.500 Kinder und Jugendliche haben durch die Bereitstellung von Smartphones, Tablets und Laptops Zugang zu Bildung.
    • Rund 6.000 Familien wurden mit Hygieneutensilien und Nahrungsmitteln unterstützt.
    • 36 Einrichtungen haben Hardware für Bildung und Kommunikation sowie Hygienematerialien erhalten.

"Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben uns gezeigt, wie schnell sich alles ändern kann und dass wir oft mehr gebraucht werden, als wir denken. Wir müssen auf alte und neue Herausforderungen vorbereitet sein.“
Biljana Jovićević, Projektassistentin Medien & PR Montenegro

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