"Alltag wird lange ein unbekanntes Gefühl bleiben"
Wie muss man sich die aktuelle Lage vor Ort nach dem Beben vorstellen? Wie sieht es vor Ort aus? Was benötigen die Menschen jetzt am Dringendsten?
Es sind keine großflächigen Zerstörungen, sondern eher punktuelle. Trotzdem haben mehr als 4.000 Menschen ihr Heim verloren und 50 ihr Leben. Ganze Familien wurden ausgelöscht. Die Geschichte einer Familie machte die Runde, denen ihr Hund das Leben gerettet hat. Kurz vor dem Beben hat er sie wortwörtlich aus dem Bett gezogen, in dem er ihre Decke wegzog.
Es fällt auf, dass überwiegend Apartmenthäuser mit Bausünden eingestürzt sind und Einfamilienhäuser von Familien, die beim Bauen sparen mussten. Da fehlte es an Zement, Stahl oder einfach stabilen Bauhölzern. Dieser Mangel geht meist zurück auf eine Zeit, wo das Regime von Enver Hoxha noch das Land terrorisierte und der Stahl und Zement überwiegend in seine Bunker verbaut wurden.
4.000 Menschen leben jetzt in Zelten oder selbstgebastelten Plastiksheltern. Ich habe Familien gesehen, die sind in ihre Gewächshäuser gezogen. Familien, die ihr eigenes Heim verloren haben, brauchen jetzt schnellstens Baumaterial, fachliche Beratung und auch Hilfe durch Bauarbeiter - vor allem wenn es sich um alte oder behinderte Menschen handelt. Die Familien, die in den Mehrfamilienhäusern lebten, brauchen vernünftige temporäre Unterkünfte, wo sie 1-2 Jahre überstehen können. So lange wird es dauern, bis der Staat hoffentlich auch diese Häuser wieder aufbauen kann.
Wir konnten direkt im Dorf Matratzen, Schlafsäcke und Decken verteilen. Für die Familien war dies ein großes Geschenk! Und es hat fürs Erste sehr geholfen. Zudem ist die Traumabehandlung ein großes Thema, viele Menschen sind traumatisiert. Man sieht es Ihnen an.