Helfer unterwegs - Schriftzug
Mein FSJ bei Help – Hilfe zur Selbsthilfe
Deutschland

Mein FSJ bei Help

Jetzt sitze ich hier und soll von meinem FSJ erzählen. Robin, unser lieber, netter und zuvorkommender Online-Redakteur hat mich darum gebeten. Dabei ist das FSJ bei Help so einzigartig und vielleicht auch etwas anders als das normale FSJ. Auf jeden Fall kommt es mir vor wie gestern, dass ich mein Freiwilliges Soziales Jahr bei Help gestartet habe und doch ist so viel passiert!

Der erste Eindruck

Das Erste was ich von Help in Erinnerung habe, sind wohl Berge von Kartons und Papier und Briefumschlägen. Denn als aller erstes durfte ich jeden einzelnen Jahresbericht, der an Spender, Vorstand und Mitglieder verschickt wird, eintüten. Während alle anderen fleißig am Arbeiten waren, habe ich Rekordzeiten im schnellstmöglichen Zusammenlegen – Reinstecken – Zukleben aufgestellt! Aber danach ging es auch für mich los - mit der richtigen Arbeit. Denn als ich kam, war bei Help alles in Aufruhr. Tendenziell ist bei Help immer alles in Aufruhr – aber dazu später…

Als ich ankam, flohen im Nordirak gerade Tausende von Menschen vor der Terrorgruppe IS und benötigten dringend Nahrung und Unterschlupf. Help leistete Nothilfe, verteilte Essen und renovierte Schulen. Da mein FSJ in der Öffentlichkeitsarbeit angesiedelt ist, durfte ich zu dem Thema Artikel sichten, recherchieren, übersetzen und und und… Nachdem der erste Trubel vorbei war, wurde ich dann in meine täglichen Aufgaben eingewiesen: Das FSJ bei Help macht man zu 2/3 in der Öffentlichkeitsarbeit und zu 1/3 in der Zentrale. Das bedeutet, man darf teilweise Social Media betreuen, auf Veranstaltungen gehen, aber muss auch die Post wegbringen, Bestellungen machen und … ans Telefon gehen: „Help – Hilfe zur Selbsthilfe, Marie-Claire Seppelt, Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?“ Wie häufig ich diesen Satz im letzten Jahr gesagt habe, kann ich gar nicht zählen.

Die NGO von innen

Einmal in der Woche treffen sich alle Mitarbeiter und tauschen die aktuell wichtigsten Infos aus. Das erste Mal als ich in so einer Besprechung saß, habe ich nichts verstanden. Es kam mir vor, als würden alle nur in Kürzeln sprechen: „Die CN zu MON 36 wurde fristgerecht beim BMZ eingereicht“ – Waaas? Und das war nur der Anfang: AA, MOU, ADH, PHI, HH, EZ, VN05, F2F, WFP… fast wie bei MFG von den Fanta 4! Die Abkürzungen hörten gar nicht mehr auf! Doch heute kenne ich die Fachbegriffe, was mich - zugegeben – ein bisschen stolz macht. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich zu Hause von ADH (Bündnis Aktion Deutschland Hilft) spreche und keiner weiß, was ich meine.

Help ist mit 23 Mitarbeitern eine eher kleine NGO, was praktisch ist, da man einen guten Einblick in verschiedene Abteilungen bekommt. So durfte ich als vollwertiges Teammitglied genauso in die Finanzen schauen, als auch einen Projektantrag mit übersetzen. Man bekommt einen kleinen-großen Eindruck von der Welt der Entwicklungszusammenarbeit. 

Seife und Luftballons

Im Sommer war ich mit Help auf verschiedenen Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem „action medeor - Sommerfest“. An einem Stand erzählten wir den Leuten von der Arbeit, die Help in mittlerweile 19 Ländern weltweit macht. In Burkina Faso z. B. führt Help Hygieneschulungen durch und hat einen Workshop zur Herstellung von Seifen angeboten. Jetzt gibt es an den Schulen vor Ort eine selbstorganisierte Gruppe von Müttern, die Seifen herstellen und verkaufen. An unserem Infostand in Deutschland haben wir mit Kindern Seife in den verschiedensten Farben und Formen selbstgemacht und gelbe Help-Luftballons verteilt. Solche Veranstaltungen haben mir besonderen Spaß gemacht. Der Umgang mit den Menschen und auch das Seifenherstellen mit den Kindern waren immer schön. Umso mehr freue ich mich noch am Ende meines FSJs auf den Kirchentag in Stuttgart, wo Help auch einen Stand haben wird. Auch bei der Vor- und Nachbereitung der Help-Ausstellung über Roma in den Flüchtlingslagern Konik I + II, am Rande der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica, durfte ich tatkräftig mithelfen und war z. B. im Landtag in Düsseldorf.

Weiterbildung

Ich habe durch mein FSJ bei Help sehr viel gelernt. Vom Basteln von Spendendosen über das Erstellen eines Schnittplans für ein Youtube - Video bis hin zur Gestaltung der Webseite. Es gab immer wieder neue Herausforderungen. Besonders hat mir gefallen, dass ich an einem Website-Kurs und an einem Online-Seminar für Fundraising teilnehmen durfte. Man hat gelernt, sich 8 Stunden am Tag konzentrieren zu können, richtig zu recherchieren, Akten richtig abzulegen und sich seine Aufgaben selbst einzuteilen, denn auch die gängigen Abläufe im Büroalltag gehören zu den FSJ-Erfahrungen dazu. Als das „Mädchen für Alles“ erinnere ich mich an viele lustige Stunden zurück, wo es darum ging, Büromöbel möglichst anleitungsgemäß zusammenzuschrauben oder verloren geglaubte Kontoauszüge zu suchen. Im Rahmen der FSJ-Trägerschaft, welche in diesem Falle die Schwesternschaft des Deutschen Roten Kreuz hier in Bonn ist, hatte ich 25 Seminartage, in denen man sich zusammen mit anderen FSJlern aus ganz Bonn mit verschiedentlichen Themen auseinander setzt und seine Erfahrungen aus der Einsatzstelle reflektiert. Bei Help wird langjährige Erfahrung großgeschrieben. Davon konnte ich auch profitieren. Es war sehr spannend, wenn Mitarbeiter aus den Ländern hier im Büro waren und von ihren Erfahrungen erzählen konnten. Deshalb habe ich auch eine Galerie erstellt, wo unsere internationalen Mitarbeiter vorgestellt werden. 

Umzug im Kopf

Tendenziell ist bei Help immer alles in Aufruhr. So haben wir in diesem Jahr nicht nur im Nordirak, sondern auch auf den Philippinen und jetzt in Nepal nach dem Erdbeben Nothilfe geleistet. In diesem Jahr ist Help von 17 auf 23 Mitarbeiter gewachsen und die Öffentlichkeitsarbeit musste vom einen in den anderen Stock ziehen. Wir haben alle zusammen beschlossen, das Help - Design noch einmal anzupassen. Wenn es auch manchmal stressig und anstrengend war, hat es mir großen Spaß gemacht und mich persönlich weiter gebracht. Deshalb würde ich jedem empfehlen, ein FSJ zu machen. Und wenn du dich für Entwicklungshilfe und Öffentlichkeitsarbeit interessiert, dann ist Help – Hilfe zur Selbsthilfe genau das Richtige! Und bei mir? Bei mir ist auch alles in Aufruhr. Auf die Frage: „Und was kommt danach?“ hatte ich vor meinem FSJ keine richtige Antwort. Aber jetzt habe ich eine Idee. Und auch, wenn ich es schade finde, Help bald zu verlassen, freue ich mich auf die Zeit, die vor mir liegt. Nach dem FSJ bleibe ich Help aber auf jeden Fall treu. Denn wenn man einmal zur Help-Familie gehört, dann für immer! Ich freue mich also, wenn der Jahresbericht 2014 dann in meinem Briefkasten landet, auch wenn ich dann ein bisschen Schmunzeln werde.  

Eure Marie Claire  

P.S. Schau Dir hier an, was ich auf Pinterest, Instagram und der Webseite gemacht habe:
www.help-ev.de/wer-wir-sind/team/internationale-mitarbeiter www.pinterest.com/HelpFromGermany
instagram.com/helpfromgermany/