Hunger weltweit

Hungersnot: Definition, Ursachen & Prävention

Messung der Unterernährung bei einem Kleinkind mit dem MUAC-Band

Hungerkrise oder Hungersnot?

Weltweit haben 733 Millionen Menschen nicht genug zu essen – das ist fast jeder elfte Mensch. In 42 Ländern wird die Lage laut dem Welthunger-Index als ernst oder sehr ernst eingestuft. 

Doch was ist eine Hungerkrise, ab wann spricht man von einer Hungersnot und wie können Hungersnöte vermieden werden?

Definition: Was ist eine Hungersnot?

Im Alltag und in den Medien wird der Begriff “Hungersnot” oft verwendet, um eine Situation zu beschreiben, in der viele Menschen in einer bestimmten Region Hunger leiden. Damit offiziell eine Hungersnot ausgerufen werden kann, orientieren sich die Vereinten Nationen an den drei Kriterien der Integrated Food Security Phase Classification (IPC):

  1. Mindestens 20 Prozent der Bevölkerung haben Zugang zu weniger als 2.100 Kilokalorien pro Tag
  2. Mehr als 30 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind akut unterernährt
  3. Jeden Tag sterben mindestens zwei von 10.000 Menschen an Nahrungsmittelmangel

Solange diese Kriterien nicht erfüllt sind, verwendet man die Begriffe “Hungerkatastrophe” oder "Hungerkrise".

Die 5 Stufen des Hungers

Zur Einschätzung einer Hungerkrise dient die „Integrated Food Security Phase Classification“ (IPC) – eine fünfstufige Skala zur Bewertung der Ernährungssicherheit. Die Hungersnot ist die fünfte und schwerste Stufe auf dieser Skala und kann nur von den Vereinten Nationen oder der jeweiligen Landesregierung erklärt werden.

Die Ernährungslage gilt als gesichert. Die Menschen verfügen über ein regelmäßiges Einkommen und sind in der Lage, den grundlegenden Bedarf an Nahrungsmitteln zu decken (mehr als 2.100 Kilokalorien pro Tag). Weniger als 3 Prozent der Bevölkerung sind von Unter- oder Mangelernährung betroffen. Diese Stufe trifft auf die meisten Industriestaaten zu.

Ein Großteil der Bevölkerung verfügt über ein Mindestmaß an Nahrungsmitteln. Einige Haushalte können sich grundlegende Lebensmittel und andere notwendige Güter nicht leisten, ohne auf Strategien zur Stress- und Krisenbewältigung zurückzugreifen. Dazu gehören z.B. der Verkauf von Eigentum oder Kinder zu Angehörigen zu schicken. 10 Prozent der Bevölkerung sind unterernährt. Viele Länder in Zentral- und Westafrika befinden sich in dieser Stufe.

Ein Fünftel der Bevölkerung leidet unter lückenhafter Nahrungsmittelversorgung. Viele Menschen müssen sich extrem anstrengen, um den Mindestbedarf an Nahrungsmitteln zu decken und können sich diesen meist nur durch den Verkauf von Besitztümern oder das Aufbrauchen von Ressourcen leisten. 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung sind mangel- oder unterernährt. Viele Länder in Zentralafrika befinden sich in dieser Stufe, z.B. Sudan, Südsudan, Demokratische Republik Kongo, aber auch Jemen, Afghanistan und Pakistan.

Bei dieser Stufe handelt es sich um einen humanitären Notfall. Über 15 Prozent der Menschen sind mangel- oder unterernährt und die Sterblichkeit in der betroffenen Region steigt. Des Weiteren werden Regionen als Notfall eingestuft, wenn Haushalte ihre Nahrungsmittelversorgung allein durch den Einsatz von Strategien zur Sicherung der Lebensgrundlage und durch die Veräußerung von Besitztümern sichern können. Betroffen sind unter anderem Gaza sowie Regionen in Afghanistan, Südsudan, Sudan, Jemen und Mali.

Der Hunger ist allgegenwärtig und Menschen sterben an Unterernährung. In Stufe 5 unterscheidet die IPC zwischen einer Hungerkatastrophe (unter ein Fünftel der Bevölkerung sind betroffen) und einer Hungersnot (ein ganzes Gebiet oder eine ganze Region ist betroffen). 

Was sind die Ursachen für eine Hungersnot?

Hungersnöte entstehen dann, wenn sich einzelne Ursachen von Hunger zuspitzen oder sich mehrere Faktoren gegenseitig verstärken. Dazu gehören beispielsweise Kriege und Konflikte, die den Hunger oftmals beschleunigen, da es zu Versorgungsengpässen oder Vertreibungen kommt.

Auch die Folgen des Klimawandels verstärken den Hunger und begünstigen Hungersnöte, denn die Häufigkeit und das Ausmaß von Dürren und Überschwemmungen nehmen in vielen Regionen weltweit zu und verursachen Ernteausfälle. Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Tsunamis führen in den betroffenen Regionen zu Ernährungsunsicherheit und erhöhen das Risiko einer Hungersnot.

In solchen Fällen muss umgehend humanitäre Hilfe geleistet werden. Wenn nicht genügend finanzielle Mittel für humanitäre Hilfe bereitgestellt werden oder es keinen gesicherten Zugang zur betroffenen Region gibt, entwickelt sich einer Hungerkrise schnell zu einer Hungersnot.

Wo drohen Hungersnöte?

Hungersnöte drohen in den Ländern und Gebieten, die bereits von Ernährungskrisen und Nahrungsmittelknappheit betroffen sind. Das sind beispielsweise Kriegs- und Krisengebiete und Regionen, in denen die Folgen des Klimawandels besonders stark zu spüren sind.

Die Integrated Food Security Phase Classification (IPC) bietet aktuelle Analysen und Informationen dazu, welche Länder und Regionen akut von einer Hungersnot bedroht sind.

Aktuell steht beispielsweise in Gaza eine Hungersnot unmittelbar bevor, da nicht genügend Nahrungsmittel importiert werden können. 100 Prozent der Bevölkerung befinden sich in IPC-Phase 3 oder höher. Die IPC geht davon aus, dass sich bis September 2025 rund 22 Prozent der Bevölkerung in IPC-Phase 5 befinden werden. Die Menschen in Gaza sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen

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Wie kann eine Hungersnot verhindert werden?

Wenn eine Hungersnot offiziell ausgerufen wird, ist es für die Betroffenen oft schon zu spät: Insbesondere Kinder und Frauen sind dann unmittelbar vom Hungertod bedroht.

Damit Ernährungskrisen sich erst gar nicht zu Hungersnöten entwickeln, ist es wichtig, sie als solche zu erkennen und schnellstmöglich humanitäre Hilfe einzuleiten. Frühwarnsysteme wie das Famine Review Committee (FRC) oder das Famine Early Warning Systems Network (FEWS NET) analysieren Hungerkrisen weltweit und warnen vor Hungersnöten. Hilfsorganisationen wie Help können dann schnell eingreifen und z.B. Nahrungsmittelhilfe leisten.

Wie kann man den Hunger weltweit bekämpfen?

Um den Hunger weltweit zu reduzieren und Hungerkrisen zu verhindern, sind langfristige Maßnahmen nötig. Die internationale Entwicklungszusammenarbeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Prävention und Bekämpfung von Hunger, etwa durch:

  • Nachhaltige Landwirtschaftsprojekte: Mit wassersparenden Anbaumethoden und klimaresistentem Saatgut steigern Landwirt:innen in gefährdeten Regionen ihre Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen des Klimawandels.
  • Gesundheitsprojekte: Ein besserer Zugang zur Gesundheitsversorgung ermöglicht die frühe Erkennung von Mangelernährung und die Behandlung von Unterernährung. Insbesondere Kinder haben somit eine bessere Überlebenschance.
  • Friedensförderung: Politische Stabilität reduziert Vertreibungen und Konflikte, die den Hunger oftmals verstärken.
Nahrungsmittellieferungen im Südsudan
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