Irak

Perspektiven durch Bildung

Irak: Bildung fördern

10.04.2017

Als sich im Sommer 2014 der sog. Islamische Staat im Irak ausbreitete, flohen Millionen Menschen aus den besetzten Gebieten in den relativ sicheren Norden des Landes. Die Gastgemeinden drohen seither unter der zusätzlichen Belastung zusammenzubrechen. Vor allem Kinder und Jugendliche leiden unter der Ausnahmesituation. Der Regierung fehlen die Mittel, um dringend notwendige Renovierungsarbeiten an Schulen durchzuführen oder junge Menschen beim Einstieg in die Arbeitswelt zu unterstützen. Help saniert daher in den stark betroffenen Regionen im Norden des Irak 45 Schulen und schafft zusätzliche Ausbildungskurse, um berufliche Perspektiven zu schaffen und Fluchtursachen nachhaltig zu bekämpfen.

Lernen unter tropfenden Dächern

In einigen Regionen im Nordirak wurden seit Beginn der Fluchtwelle mehr als zwei Drittel aller Schulen zu Notunterkünften umgewandelt. Vielen Schülern fehlen bis zu zwei Schuljahre, weil ihre Schule als Notunterkunft genutzt wurde. Mittlerweile wurden viele der Geflohenen in Lager umgesiedelt, doch der Großteil der Schulen verbleibt in katastrophalem Zustand.

Vor allem in den regnerischen Wintermonaten ist die Lage ernst: Wasser dringt durch undichte Dächer, elektrische Leitungen liegen offen, Fenster sind zerbrochen. Effektiver Unterricht und konzentriertes Lernen ist in dieser Umgebung kaum möglich.

Bildung als Chance

Help möchte den Kindern und Jugendlichen in der Region Dohuk wieder Unterricht in einer angemessenen und sicheren Umgebung ermöglichen. Wir sanieren und renovieren daher 20 Schulgebäude und schaffen so für die irakischen Schülerinnen und Schüler das Fundament für eine erfolgreiche berufliche Zukunft. Für einen langfristigen Erfolg der Maßnahmen führt Help nach Abschluss der Bauarbeiten an jeder Schule Informationsveranstaltungen für die Schulleitung und Lehrerschaft durch, um über Baumaßnahmen und -kosten aufzuklären und die Verantwortung für Pflege und Erhalt der Schulgebäude an das Personal zu übergeben.

Wir konnten mit dem Projekt schon große Erfolge verzeichnen: Seit Oktober 2016 wurden acht Schulen renoviert. Statt auf tropfende Dächer und zerbrochene Fenster können sich 11.600 Kinder nun wieder ganz auf den Unterricht konzentrieren. Für die jungen Menschen im Norden des Irak ist das ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem sicheren und selbstbestimmten Leben.

Julian Loh, Programmkoordinator für den Irak

Fluchtursachen bekämpfen

Schulbildung allein ist eine wichtige Voraussetzung, aber keine Garantie für gute berufliche Perspektiven. Auch für Investitionen in die Ausbildung von Jugendlichen mangelt es an Geld. Zwar gibt es Ausbildungszentren im städtischen Raum, doch wird aktuell nur ein Bruchteil der möglichen Kurse angeboten. Auf dem Land und in den Flüchtlingslagern gibt es keinerlei staatliche Infrastruktur zur beruflichen Aus- und Weiterbildung junger Menschen. Die Fahrt in die Städte ist meist unmöglich, da außerhalb der Innenstädte kein öffentlicher Nahverkehr existiert.

Fehlende Ausbildungsplätze und ein schwieriger Einstieg in den Arbeitsmarkt sind zentrale Faktoren, die viele junge Menschen im Irak ins Ausland treiben. Um die Jobaussichten der Jugendlichen zu verbessern, engagiert sich Help daher für die Schaffung zahlreicher Ausbildungskurse.

Help bietet 50 Ausbildungskurse in 11 marktfähigen Berufen, zum Beispiel:

  • Schweißen/Schlossereiarbeiten
  • Schreinerei/Holzverarbeitung
  • Kfz-Mechanik
  • Mobiltelefonreparatur
  • Schneiderei

Um die vielen auf dem Land und in den Lagern lebenden Menschen mit dem Projekt zu erreichen, werden einige der Schulungen auch mobil durchgeführt.

Nach Abschluss der Kurse führt Help mit den Teilnehmern intensive Bewerbungstrainings durch und unterstützt sie bei der Erstellung von Profilen und Lebensläufen in Online-Jobportalen. Die jeweils fünf besten Teilnehmer der Ausbildungskurse werden von Help und seinen Partnerorganisationen in ein einmonatiges Praktikum bei lokalen Unternehmen vermittelt, um so den direkten Einstieg in den Beruf zur unterstützen.

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