Kampagne #InDenFokus
Wie oft haben Sie im vergangenen Jahr von der Wirtschaftskrise im Libanon gehört? Von der Hungerkrise im Südsudan? Oder von den Rohingya-Flüchtlingslagern in Bangladesch?
Wahrscheinlich kaum – denn diese drei Länder zählen zu den vergessenen humanitären Krisen. Anders als plötzlich auftretende Krisen wie Kriege oder Naturkatastrophen spielen sie sich ungeachtet der internationalen Medienberichterstattung ab, obwohl das Leid ebenfalls groß ist.
Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt und zahlreichen Hilfsorganisationen rückt Help die vergessenen Krisen ins Licht der Öffentlichkeit. Im Rahmen der Kampagne #InDenFokus blicken wir auf die aktuelle Situation in Bangladesch, Libanon und Südsudan.
Vergessene Krisen sichtbar machen
Geringe mediale Aufmerksamkeit bedeutet ein geringes Spendenaufkommen. Menschen, die unter vergessenen Krisen leiden, erhalten deshalb meist weniger humanitäre Hilfe als Menschen, die beispielsweise von einem Erdbeben betroffen sind. Das bedeutet auch, dass vergessene Krisen meist langanhaltende und komplexe Krisen sind, die sich immer weiter verschärfen.
Mit der Kampagne #InDenFokus möchten wir bundesweit ein Bewusstsein für solche Krisen schaffen und die deutsche Öffentlichkeit über das humanitäre Engagement in den drei Kampagnenländern informieren.
Schirmherrin der Kampagne ist Luise Amtsberg, Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe. Sie selbst reiste im März in den Libanon, um sich ein Bild der Situation vor Ort zu machen:
„Das Land kollabiert vor unseren Augen. 75 Prozent der Menschen haben nicht mehr genug zu essen für sich und ihre Familien“, berichtet sie.
Prominente Unterstützung
Im Rahmen der Kampagne ist eine Aktionswoche geplant, die ab dem 6. Mai 2023 bundesweit stattfindet. Insgesamt 30 Hilfsorganisationen haben verschiedene Veranstaltungen organisiert, um die vergessenen Krisen in den Fokus zu rücken. Prominente Unterstützung erhält die Kampagne von dem Schauspieler Benno Fürmann sowie dem Rapper MoTrip, der im Libanon geboren wurde.
„Krisen können komplex sein, langanhaltend und aus unserem Blickwinkel weit entfernt. All das trifft auf den Libanon zu. Deshalb ist es wichtig, diese vergessenen Krisen wieder in den Fokus zu rücken,“ betont MoTrip bei einer Projektreise in den Libanon.
Menschen leiden, auch wenn wir sie nicht leiden sehen. Deswegen ist diese Kampagne so wichtig: Um Leid sichtbar zu machen, aber auch um einen Beitrag dazu zu leisten, es zu lindern.
Luise Amtsberg, Schirmherrin der Kampagne
#InDenFokus: Vergessene Krisen
Bangladesch: Das Leid der Rohingya
2017 ereignete sich der grauenvolle Völkermord an den Rohingya in Myanmar. Aufgrund der Gewalt und der Verfolgung flüchteten innerhalb kürzester Zeit rund 700.000 Rohingya ins benachbarte Bangladesch.
Die meisten fanden Zuflucht im Camp Kutupalong in der Region Cox's Bazar, welches heute mit fast einer Million Bewohner:innen als das größte Flüchtlingslager der Welt gilt.
Die Lebensbedingungen vor Ort sind jedoch katastrophal und es fehlt an allem, von Nahrung über Wasser bis hin zu Zelten. Immer wieder verschlimmern Großbrände und Überschwemmungen die Situation. Trotzdem findet das Leid der Rohingya kaum Beachtung.
Help engagiert sich seit 2017 für die Rohingya in Bangladesch. Wir versorgen Betroffene nach Bränden und Überschwemmungen mit lebenswichtigen Hilfsgütern wie Nahrung, Hygieneartikeln und Kleidung. Zudem haben wir Latrinen und Brunnen installiert, um die katastrophalen Lebensbedingungen im Camp langfristig zu verbessern.
Libanon: Wirtschaftskrise hält Land in Atem
2020 wurde die Welt Zeuge der verheerenden Explosion in Beirut. Bilder des zerstörten Hafens gingen durch die Medien und richteten für kurze Zeit das Licht der Öffentlichkeit auf den Libanon. Zahlreiche Familien verloren ihr Zuhause, rund 70.000 Menschen wurden innerhalb weniger Sekunden arbeitslos.
Doch bereits vor der Explosion in Beirut litt das Land unter einer schweren Wirtschaftskrise, die durch die Katastrophe drastisch verschärft wurde.
Seit 2019 hat die libanesische Währung 95 Prozent ihres Wertes verloren. Heute leben rund 80 Prozent der libanesischen Bevölkerung in Armut, viele können sich nicht einmal etwas zu essen kaufen. Täglich fällt der Strom für mehrere Stunden aus, was die Grundversorgung und den Berufsalltag im Libanon massiv erschwert.
Help engagiert sich für die ökonomische Stabilisierung im Libanon: Seit 2020 stärken wir Kleinunternehmer:innen in Beirut und Tripolis, die von der Wirtschaftskrise betroffen sind. Wir helfen ihnen bei der Anschaffung von dringend benötigten Maschinen, Werkzeug, Geräten und Rohmaterialien, damit sie ihr Geschäft aufrechterhalten können. Ob Schneiderei, Metallbau, Gastronomie oder Kosmetik – inzwischen haben wir schon 144 Unternehmen dabei unterstützt, die Krise zu bewältigen.
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Südsudan: Der Hunger wächst
Im jüngsten Staat der Welt sind rund 90 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft abhängig. Doch die Folgen der Klimakrise sind auch im Südsudan schon längst zu spüren: Schwere Überschwemmungen und Dürren zerstören häufig ganze Ernten.
Zudem werden immer wieder Menschen durch Angriffe und Überfälle aus ihrer Heimat vertrieben und sind gezwungen, alles hinter sich zu lassen – zahlreiche Felder liegen deshalb brach.
Help engagiert sich seit 2011 für die Bevölkerung des Südsudan. Mit Projekten im Bereich nachhaltige Landwirtschaft unterstützen wir Kleinbäuer:innen dabei, sich und ihre Familien langfristig zu versorgen. Dabei setzen wir vermehrt auf dürreresistente Feldfrüchte und fördern landwirtschaftliche Kooperativen, die sich Felder, Geräte und Wissen teilen. Außerdem bekämpfen wir die Unter- und Mangelernährung bei Kindern und Müttern und fördern den Zugang zur Wasser- und Sanitärversorgung.
Vergessene Krisen: So können Sie helfen
Menschen in Not helfen – und das nicht nur im akuten Krisenfall, sondern langfristig: Dafür ist Help auf regelmäßige Unterstützung angewiesen. Damit wir Betroffenen von vergessenen Krisen helfen können, bitten wir um Dauerspenden für unsere Hilfsprojekte – denn die Anzahl der Schlagzeilen sollte nicht darüber bestimmen, wer Hilfe erhält.