Stille Katastrophen

Vergessene Krisen

Eine Gruppe geflüchteter Menschen in einem Boot

Großes Leid, wenig Beachtung

Katastrophen wie Kriege oder Erdbeben sind furchtbar. Das Ausmaß der Zerstörung und des Leids übersteigt die Vorstellungskraft. Man fühlt sich wie gelähmt und möchte helfen. Es ist daher verständlich und auch wichtig, dass viele Menschen für die Nothilfe spenden.

Doch zur gleichen Zeit ereignen sich an vielen Orten der Erde „stille“ Katastrophen – langanhaltende und tiefgreifende Krisen, die in der internationalen Berichterstattung nur selten vorkommen. Help setzt sich auch für die Betroffenen dieser vergessenen Krisen ein und hilft ihnen beim nachhaltigen Aufbau eines besseren Lebens.

Was ist eine vergessene Krise?

In den ersten Tagen nach einer Katastrophe stehen die Ereignisse im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Medien berichten kontinuierlich aus der Krisenregion, auf Social Media werden aufwühlende Bilder geteilt und die Spenden fließen. Doch in den meisten Fällen ebbt das Interesse der Öffentlichkeit ebenso schnell wieder ab – und damit auch die Hilfe. Obwohl die Betroffenen noch Wochen und Monate später auf Unterstützung angewiesen sind, gerät die Krise in Vergessenheit.

Hinzu kommt, dass viele humanitäre Katastrophen nicht plötzlich auftreten, sondern das Ergebnis langanhaltender und tiefgreifender Krisen sind. Ein Beispiel ist die Klimakrise, die jene Regionen und Menschen besonders hart trifft, die ohnehin sehr verwundbar sind. Doch ohne aktuellen Anlass oder emotionale Bilder kommt die Not der Betroffenen in der internationalen Berichterstattung nur selten vor.

Infolge der geringen medialen Aufmerksamkeit der vergessenen Krisen ist auch das Spendenaufkommen sehr gering. Hinter diesem Problem verbirgt sich aber auch eine Chance: Gerade weil es so wenig Unterstützung gibt, macht jede Spende einen echten Unterschied. Und in vielen Fällen können schon kleine Beiträge sehr viel bewirken.

Vergessene Krisen im Fokus

Help macht sich stark gegen das Vergessen: Wir setzen uns dafür ein, vergessene Krisen in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken. Denn die Anzahl an Schlagzeilen sollte nicht über das Ausmaß der Hilfe entscheiden.

Die Sahelzone

In vielen Ländern Afrikas sind noch immer etliche Menschen dazu gezwungen, zum Trinken, Kochen und Waschen verunreinigtes Wasser zu verwenden, das im schlimmsten Fall Fäkalien enthält. Sie infizieren sich mit Viren, Bakterien und Parasiten, die Krankheiten wie Durchfall, Cholera oder Typhus verursachen. Vor allem für kleine Kinder ist das lebensgefährlich: Allein an Durchfall-Erkrankungen sterben täglich 1.300 Kinder – jeden Tag eine Katastrophe, über die niemand spricht.

Besonders ernst ist die Situation in den Ländern der afrikanischen Sahelzone. In kaum einer anderen Region zeigt sich das Verhältnis zwischen Not und mangelnder Aufmerksamkeit so dramatisch. In Ländern wie Niger haben Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser, die Kindersterblichkeitsrate gehört zu den höchsten weltweit. Infolge des Klimawandels trocknen zudem immer mehr Wasserquellen aus, die Krise am Tschadsee zwingt schon heute Zehntausende zur Flucht. Help fördert daher in mehreren Projekten die nachhaltige Wasser- und Sanitärversorgung im Sahel. Wir bauen Brunnen und Latrinen, setzen vorhandene Wasserstellen instand und informieren über richtiges Hygieneverhalten.

Rohingya in Bangladesch

Im August 2017 wurde die Welt Zeuge der schrecklichen Gewalt gegen die Rohingya. Über 700.000 Menschen flohen damals aus Myanmar ins benachbarte Bangladesch. Die meisten haben im Camp Kutupalong in der Region Cox’s Bazar Zuflucht gefunden, das mit fast einer Million Bewohner:innen heute als das größte Flüchtlingslager der Welt gilt. Doch die Lebensbedingungen in Cox’s Bazar sind katastrophal. Es fehlt an allem: Nahrung, Wasser, Zelten...

Immer wieder brechen Feuer aus, wie zuletzt im März 2023. In der Monsunzeit kommt es regelmäßig zu Überschwemmungen. Doch selbst dann findet die Krise kaum Beachtung – das Leid der Rohingya ist vergessen.

Help unterstützt die Rohingya in Bangladesch seit 2017 und setzt diese Hilfe auch heute fort. Nach Feuern und Überschwemmungen versorgen wir die Betroffenen mit lebenswichtigen Hilfsgütern wie Nahrungsmitteln, Hygieneartikeln oder Kleidung. Help hat zudem Latrinen und Brunnen installiert, um die katastrophalen Lebensbedingungen im Camp langfristig zu verbessern.

Malawi

2022 gab es 217.201 Artikel über den Rechtsstreit von Johnny Depp und Amber Heard – über Malawi nur 2.330. Dabei erlebt das südostafrikanische Land gerade eine Verkettung mehrerer schwerer Krisen. Extremwetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und Tropenstürme vernichten immer wieder die Ernte. 5,4 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen und über 37 Prozent der malawischen Kinder sind mangelernährt.

In weiten Teilen des Landes wütet die Cholera und fast zehn Prozent der Bevölkerung sind mit HIV infiziert. In die Nachrichten schafft es das Leid der Menschen in Malawi trotzdem nicht.

Mit nachhaltigen Landwirtschaftsprojekten unterstützt Help Familien in Malawi dabei, aus eigener Kraft Hunger und Armut zu überwinden. Wir stellen den Menschen Werkzeuge und Ressourcen zur Verfügung, damit sie ihre Felder effektiver und umweltschonender bewirtschaften und ihre Erzeugnisse erfolgreich verkaufen können.

Pakistan

Extreme Monsun-Regenfälle führten in Pakistan 2022 zur verheerendsten Flutkatastrophe seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Schwere Überschwemmungen, Erdrutsche und Sturzfluten haben mehr als 1.700 Menschen das Leben gekostet und weite Teile der Infrastruktur zerstört. Zeitweise stand ein Drittel des Landes unter Wasser. Die Bilder von überfluteten Städten gingen um die Welt, doch ein halbes Jahr später findet die Krise in Pakistan kaum noch Erwähnung.

Dabei sind noch immer rund 20 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Help lässt die Betroffenen nicht im Stich: Auch nach Abschluss unserer Nothilfe sind wir weiterhin in Pakistan aktiv. Aktuell stellen wir die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen sicher, indem wir mobile Kliniken entsenden, die täglich bis zu 200 Patient:innen behandeln.

Jemen

Im Jemen wütet seit Jahren ein schrecklicher Bürgerkrieg. Weite Teile des Landes liegen in Schutt und Asche, die Gesundheitsversorgung ist völlig zusammengebrochen, die Preise für Lebensmittel haben sich vervielfacht. Die Folge: Hunger, Armut und Krankheiten sind allgegenwärtig. Obwohl es die Krise im Jemen hin und wieder in die Schlagzeilen schafft, ist das öffentliche Interesse an dem nicht enden wollenden Krieg verschwindend gering.

Dabei ist der Bedarf an humanitärer Hilfe erschütternd: 21,6 Millionen Menschen – mehr als zwei Drittel der Bevölkerung – leben in akuter Not. Help steht den Menschen im Jemen weiterhin zur Seite. Insbesondere stärken wir die medizinische Versorgung vor Ort und verbessern den Zugang zu Trinkwasser, um der Verbreitung von Krankheiten wie Cholera entgegenzuwirken.

Hilfe gegen das Vergessen

Vergessene Krisen bedeuten vergessenes Leid. Gemeinsam können wir den Betroffenen eine Stimme geben und ihnen dabei helfen, ein selbstbestimmtes Leben in Würde und Sicherheit zu führen. Schon ein kleiner Beitrag macht einen großen Unterschied. Unterstützen Sie jetzt die Hilfe zur Selbsthilfe von Help mit Ihrer Spende! 

Eine Frau steht lachend vor einem Help-Brunnen
Kleiner Beitrag, große Wirkung

 

Setzen Sie mit Ihrer regelmäßigen Spende ein wirkungsvolles Zeichen gegen das Vergessen – schon fünf Euro im Monat machen einen Unterschied!