Weltweit hungern über 800 Millionen Menschen. Alle zehn Sekunden kommt ein Kind an den Folgen von Hunger ums Leben. Vor allem in Afrika sind viele Länder von Hungerkrisen betroffen. Laut dem Welthunger-Index wird die Lage in 51 Ländern als ernst oder sehr ernst eingestuft.
Wie definiert sich Hunger?
Grundsätzlich unterscheidet man drei Arten von Hunger:
Akuter Hunger (Hungersnot) Von akutem Hunger ist die Rede, wenn über einen begrenzten Zeitraum Unterernährung herrscht. Akuter Hunger oder eine Hungersnot entsteht meistens als Folge von Naturkatastrophen (z.B. Erdbeben, Tsunamis, Wirbelstürme), Klimaveränderungen (Dürren, Hitzewellen, Starkregen) und Kriegen. Häufig sind die Menschen von derartigen Krisen betroffen, die bereits zu den Ärmsten der Armen zählen.
Chronischer Hunger Dauerhaft unterernährte Menschen leiden an „Chronischem Hunger“. Häufig spricht man im Zusammenhang mit chronischem Hunger von vergessenen Krisen: Die Medien berichten fast ausschließlich von akuten Hungersnöten, dabei leiden die meisten Hungernden an dauerhafter Unterernährung. Es mangelt an Nahrung und Trinkwasser und häufig haben die Menschen kaum eine Mahlzeit pro Tag.
Verborgener Hunger Vor allem Kinder leiden unter den Folgen von verborgenem Hunger. Einseitige Ernährung führen zu Nährstoffmangel: Vitamine, Eisen, Zink und Jod fehlen, so dass vor allem Kinder sich körperlich und geistig nicht richtig entwickeln können. Laut den Vereinten Nationen leiden zwei Milliarden Menschen an „verborgenem Hunger“.
Wann spricht man von einer Hungersnot?
Im täglichen Umgang spricht man von einer Hungersnot, wenn besonders viele Menschen in einem Landstrich nicht ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung haben. Offiziell definieren die Vereinten Nationen eine Hungersnot allerdings nach bestimmten Kriterien. Erst wenn diese Kriterien erfüllt sind spricht man formell von einer Hungersnot. Solange die Kriterien nicht erfüllt sind, verwendet man den Begriff „Hungerkrise“.
Zur Einschätzung einer Hungerkrise dient die „Integrated Food Security Phase Classification“ - eine Skala zur Bewertung der Ernährungssicherheit.
Die IPC unterscheidet fünf Stufen einer Hungerkrise:
Minimal: Haushalte in der Region sind in der Lage, den grundlegenden Bedarf an Nahrungsmitteln und weiteren Gütern zu decken, ohne spezielle Strategien für den Zugang zu Nahrung und Einkommen zu verfolgen.
Als angespannt bezeichnet man eine Region, wenn die örtlichen Haushalte nicht mehr als ein absolutes Mindestmaß an Nahrungsmitteln besitzen. Wobei sie allerdings nicht in der Lage sind, die wesentlichen Ausgaben für Nicht-Lebensmittel zu tätigen, ohne sich an Strategien zur Stressbewältigung zu beteiligen.
(* Stress- oder Krisenbewältigungs-Strategien sind z. B. Eigentum verkaufen, Kinder zu Familienangehörigen schicken oder Prostitution)
Bei einer Krise haben Haushalte entweder große Unterbrechungen bei der Nahrungsmittelversorgung, die zu überdurchschnittlich hoher Unterernährung führt oder sie sind nur mühsam in der Lage, den Mindestbedarf an Nahrungsmitteln zu decken und dies ausschließlich durch die Kürzung wichtiger Lebensgrundlagen oder durch Krisenbewältigungsstrategien.
Ein Notfall wird ausgerufen, wenn Haushalte regelmäßig unter Mangel an Nahrungsmitteln leiden, der sehr starke Unterernährung oder eine hohe Todeszahl zur Folge hat. Des Weiteren werden Regionen als Notfall eingestuft, wenn Haushalte ihre Nahrungsmittelversorgung allein durch den Einsatz von Strategien zur Sicherung der Lebensgrundlage und durch die Veräußerung von Besitztümern sichern können.
Die IPC meldet offiziell eine Hungersnot, wenn die örtlichen Haushalte trotz Vollbeschäftigung von Bewältigungsstrategien weiterhin sehr stark unter Mangel an Nahrung und/oder anderer Grundbedürfnisse leiden. Hunger und Tod sowie ausgesprochen kritische Unterernährung sind offensichtlich. (Für die Klassifizierung von Hungersnöten muss das Gebiet ein besonders hohes Maß an Unterernährung und Mortalität aufweisen.)