Interview

Klimaschutz als humanitäre Herausforderung

Jordanien: Urban Gardening

Klimaschutz & Humanitäre Hilfe

Die Klimawissenschaftler sind sich einig: Naturkatastrophen werden sich häufen, wenn der Klimawandel nicht gestoppt wird. Humanitäre Hilfe und Klimaschutz können somit nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Unser Mitarbeiter Jonas Espeter im Interview über das Engagement von Help im Bereich von Klima- und Umweltschutz.

Als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit war der Klimawandel ein zentrales Thema bei der Europawahl und bewegt Jugendliche weltweit auf die Straße. Inwiefern stellt der Klimawandel auch für die humanitäre Hilfe eine Herausforderung dar?

Auch für uns humanitären Hilfsorganisationen ist der Klimawandel ein zentrales Thema, weil seine Folgen vor allem die ärmsten Menschen treffen. Sie verhungern etwa während Dürreperioden, flüchten aufgrund von Ressourcenkonflikten und extremen Naturereignissen oder Hurrikans und Überschwemmungen zerstören die Existenz hunderttausender Menschen. Humanitäre Hilfe wird hier immer wichtiger. Wir unterstützen die Menschen mit den Folgen des Klimawandels umzugehen und auf diese besser vorbereitet zu sein. 

Welche Maßnahmen können Hilfsorganisationen ergreifen, um die Folgen extremer Naturereignisse im Vorfeld gering zu halten und betroffene Menschen vorzubereiten?

Hier heißen die Stichwörter ganz klar Resilienzstärkung und Katastrophenvorsorge: Um die Schäden von Dürren, Überschwemmungen, Wirbelstürmen oder Erdbeben zu mindern, ist es wichtig, die richtigen Vorbeugemaßnahmen zu treffen. Im Ost-Tschad bauen wir zum Beispiel Flussschwellen, die Wassermassen nach starken Regenfällen anstauen. Die Fließgeschwindigkeit des Wassers wird verlangsamt. Das hebt langfristig den Grundwasserspiegel an, verhindert Bodenerosionen und ermöglicht so Gartenanbau und Landwirtschaft das ganze Jahr über. Das stärkt die Widerstandskraft der Menschen ungemein.

Auch die Katastrophenvorsorge spielt eine große Rolle. Nach dem Wirbelsturm Haiyan auf den Philippinen 2013 oder dem Erdbeben Nepal 2015 wird eins immer wieder deutlich: Die zuvor schon sehr armen Länder waren für derartige Katastrophen nicht gewappnet: Die Menschen wussten nicht, wie man sich verhält und es fehlte an Kenntnissen über Erste-Hilfe-Maßnahmen. Auch die Bauweise vieler Gebäude erfüllte nicht die erforderlichen Sicherheitskriterien. Und genau da setzt Help dann an.

Wir schulen etwa lokale Handwerker in erdbebensicheren Bautechniken und in der Produktion von hochwertigem Baumaterial. Wir rufen Gruppen ins Leben und bilden die Mitglieder aus, wie man sich während und nach einer Katastrophe verhält. In Trainings und Workshops lernen die Menschen, wie Verantwortlichkeiten klar zugeordnet werden, um im Notfall handlungsfähig zu bleiben. Außerdem werden Evakuierungspläne erarbeitet, damit sich die Menschen schnell in Sicherheit bringen können und effektive Nothilfe für die Betroffenen geleistet werden kann.

Jonas Espeter

Den Menschen und der Umwelt helfen – das ist ein Ansatz, der begeistert und den Help weiter verfolgen wird! 

Jonas Espeter

Umgekehrt gedacht: Welchen Beitrag kann humanitäre Hilfe zum Klimaschutz leisten?

Zunächst einmal in den Ländern, in denen wir arbeiten, leiden die Menschen oft besonders unter den Folgen des Klimawandels, sie sind aber selten die Hauptverursacher des Klimawandels. Insofern haben wir eine besondere Verantwortung, diese Menschen zu unterstützen. Klimaschutz bleibt aber natürlich eine weltweite Aufgabe. In unseren Hilfsprojekten denke wir aber immer auch den Klima- und Umweltschutz mit. Wir gestalten unsere Projekte stets so, dass sie nachhaltig und langfristig für den Menschen und die Umwelt wirken. Das bestimmt immer mehr auch den Erfolg eines Projekts.

Help hat bereits vor Jahren begonnen, klimafreundliche Hilfsprojekte umzusetzen. Wie sehen solche Projekte aus?

Das ist ganz unterschiedlich: Im Tschad etwa haben wir eine der größten solarbetriebenen Wasseranlagen des Landes gebaut und damit 12.000 Flüchtlinge und 1.500 Einheimische umweltfreundlich und nachhaltig mit Wasser versorgt. Auf den Philippinen haben wir nach dem Taifun Haiyan 2013 künstlich ein Korallenriff angelegt, so entstand wieder ein Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt – auch für die Menschen überlebenswichtig.

Im Flüchtlingslager Goudébou im Nordosten Burkina Fasos haben wir umweltschädigende Diesel-Generatoren durch Solarmodule als Energiequelle ersetzt. Auf diese Weise werden die CO2-Emissionen drastisch gesenkt und saubere Energie für die Wasserversorgung des Camps gewonnen. Und im wasserarmen Jordanien setzen wir auf Urban Gardening, was nicht nur die Menschen wassersparend mit Lebensmitteln versorgt, sondern auch noch die Problematik hoher CO2-Emissionen in urbanen Räumen angeht.

Welches Fazit ziehen Sie aus den bislang umgesetzten Projekten?

Ein durchweg Positives – bis heute sehen wir die Erfolge: Im Flüchtlingslager Goudébou in Burkina Faso etwa lässt sich das Wasser ohne die hohen Kosten für Diesel viel effektiver in der Landwirtschaft einsetzen. Zwei Hektar neue Ackerfläche können bewässert und von 150 Familien für den Gemüseanbau genutzt werden. Help schult die Menschen zudem in nachhaltigen Anbaumethoden sowie Transport- und Verkaufstechniken. Die Flüchtlingsfamilien können auf diese Weise selbstständig ihre Ernährung sichern und auch langfristig ein stabiles Einkommen erzielen. 
Aber wie gesagt, der Fokus unserer Arbeit liegt darauf, die Menschen dabei zu unterstützen, mit den Folgen des Klimawandels umzugehen. Klimaschutz muss global gesehen auch an anderer Stelle passieren, damit sich etwas bewegt.

Welche Projekte sind als nächstes geplant?

Eines unserer zukünftigen Vorhaben ist schon die Jüngsten für das Thema Klimaschutz weiter zu begeistern und zu sensibilisieren. Help nutzt bereits die klimapolitische Aufbruchsstimmung unter den deutschen Schülerinnen und Schülern durch die Zusammenarbeit mit der Mulitivision e.V. Der Verein organisiert so genannte „Multivisionen“, multimediale Vorträge an Schulen zu nachhaltigen Themen wie etwa die nachhaltigen, umweltfreundlichen Projekte von Help. So können wir den jungen Menschen unsere Erfahrungen aus den Projekten nahe bringen.

Den Menschen und der Umwelt helfen – das ist ein Ansatz, der begeistert und den Help weiter verfolgen wird!

Help Mitarbeiter neben Solarzelle im Tschad
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