Hunger weltweit

Was ist eine Hungersnot?

Messung der Unterernährung bei einem Kleinkind mit dem MUAC-Band

Hunger, Hungerkrise und Hungersnot

Weltweit haben 735 Millionen Menschen nicht genug zu essen – das ist fast jeder elfte Mensch. In 43 Ländern wird die Lage laut dem Welthunger-Index als ernst oder sehr ernst eingestuft. Doch wie wird Hunger eigentlich definiert und ab wann spricht man von einer Hungersnot?

Was ist Hunger?

Es gibt drei Arten von Hunger:

  1. Akuter Hunger
    Von akutem Hunger ist die Rede, wenn über einen begrenzten Zeitraum Unterernährung herrscht. Dabei handelt es sich um die extremste Form von Hunger, die zu einer Hungersnot führen kann und meistens als Folge von Naturkatastrophen (z.B. Erdbeben, Tsunamis, Wirbelstürme), Klimaveränderungen (Dürren, Hitzewellen, Starkregen) und Kriegen entsteht. Häufig sind Menschen von derartigen Krisen betroffen, die bereits unter dem Existenzminimum leben.
     
  2. Chronischer Hunger
    Dauerhaft unterernährte Menschen leiden an chronischem Hunger. Das bedeutet: Der Körper nimmt langfristig weniger Nahrung auf, als er benötigt. Häufig spricht man im Zusammenhang mit chronischem Hunger von vergessenen Krisen: Die Medien berichten fast ausschließlich von akuten Hungerkrisen und Hungersnöten, dabei leiden die meisten Hungernden an dauerhafter Unterernährung. 
     
  3. Verborgener Hunger 
    Verborgener Hunger beschreibt eine Form der Mangelernährung, bei denen Menschen zwar ausreichend Kalorien zu sich nehmen, aber von einem Nährstoffmangel betroffen sind. Dieser entsteht durch einseitige Ernährung oder einen erhöhten Bedarf an Mikronährstoffen, beispielsweise während einer Schwangerschaft oder Krankheit. Die Folge: Der Körper nimmt zu wenig Vitamine und Mineralstoffe wie Eisen, Zink und Jod auf.

    Bei Kindern unter fünf Jahren sind die Folgen von verborgenem Hunger besonders schwer, da sie sich körperlich und geistig nicht richtig entwickeln können. Langfristig führt diese Mangelernährung zu schweren Krankheiten. Laut den Vereinten Nationen sind rund zwei Milliarden Menschen von verborgenem Hunger betroffen.

Die 5 Stufen des Hungers

Zur Einschätzung einer Hungerkrise dient die „Integrated Food Security Phase Classification“ (IPC) – eine fünfstufige Skala zur Bewertung der Ernährungssicherheit. Die Hungersnot ist die fünfte und schwerste Stufe auf dieser Skala und kann nur von den Vereinten Nationen oder der jeweiligen Landesregierung erklärt werden.

Minimal: Die Ernährungslage gilt als gesichert. Die Menschen verfügen über ein regelmäßiges Einkommen und sind in der Lage, den grundlegenden Bedarf an Nahrungsmitteln zu decken (mehr als 2.100 Kilokalorien pro Tag). Weniger als 3 Prozent der Bevölkerung sind von Unter- oder Mangelernährung betroffen. Diese Stufe trifft auf die meisten Industriestaaten zu.

 

Angespannt: Ein Großteil der Bevölkerung verfügt über ein Mindestmaß an Nahrungsmitteln. Einige Haushalte können sich grundlegende Lebensmittel und andere notwendige Güter nicht leisten, ohne auf Strategien zur Stress- und Krisenbewältigung zurückzugreifen. Dazu gehören z.B. der Verkauf von Eigentum oder Kinder zu Angehörigen zu schicken. 10 Prozent der Bevölkerung sind unterernährt. Viele Länder in Zentral- und Westafrika befinden sich in dieser Stufe.

Krise: Ein Fünftel der Bevölkerung leidet unter lückenhafter Nahrungsmittelversorgung. Viele Menschen müssen sich extrem anstrengen, um den Mindestbedarf an Nahrungsmitteln zu decken und können sich diesen meist nur durch den Verkauf von Besitztümern oder das Aufbrauchen von Ressourcen leisten. 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung sind mangel- oder unterernährt. Viele Länder in Zentralafrika befinden sich in dieser Stufe, z.B. Sudan, Südsudan, Demokratische Republik Kongo, aber auch Jemen, Afghanistan und Pakistan.

Notfall: Bei dieser Stufe handelt es sich um einen humanitären Notfall. Über 15 Prozent der Menschen sind mangel- oder unterernährt und die Sterblichkeit in der betroffenen Region steigt. Des Weiteren werden Regionen als Notfall eingestuft, wenn Haushalte ihre Nahrungsmittelversorgung allein durch den Einsatz von Strategien zur Sicherung der Lebensgrundlage und durch die Veräußerung von Besitztümern sichern können. Betroffen sind unter anderem Regionen in Afghanistan, Südsudan, Sudan, Jemen und Mali.

Hungerkatastrophe/Hungersnot: Der Hunger ist allgegenwärtig und Menschen sterben an Unterernährung. In Stufe 5 unterscheidet die IPC zwischen einer Hungerkatastrophe (unter ein Fünftel der Bevölkerung sind betroffen) und einer Hungersnot (ein ganzes Gebiet oder eine ganze Region ist betroffen). 

Wann spricht man von einer Hungersnot?

Erst wenn die folgenden Kriterien in der betroffenen Region erfüllt sind, wird eine Hungersnot ausgerufen:

  1. Mindestens 20 Prozent der Bevölkerung haben Zugang zu weniger als 2.100 Kilokalorien pro Tag
  2. Mehr als 30 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind akut unterernährt
  3. Jeden Tag sterben mindestens zwei von 10.000 Menschen an Nahrungsmittelmangel

Solange diese Kriterien nicht erfüllt sind, verwendet man den Begriff “Hungerkatastrophe” oder "Hungerkrise".

Was sind die Ursachen für eine Hungersnot?

Hungersnöte entstehen dann, wenn sich einzelne Ursachen von Hunger zuspitzen oder sich mehrere Faktoren gegenseitig verstärken. Dazu gehören beispielsweise Naturkatastrophen wie Dürren und Überschwemmungen, die zu Ernteausfällen führen. Kriege und Konflikte sind ein Verstärker für Hunger. Aber auch Armut, politische Instabilität, Handelsbeschränkungen oder Umweltzerstörung wie Landdegradierung oder Entwaldung gehören zu den Ursachen von Hunger.

Aktuell steht beispielsweise in Gaza eine Hungersnot unmittelbar bevor, da nicht genügend Nahrungsmittel importiert werden können. Die Hälfte der Bevölkerung befindet sich in IPC-Phase 5 und ist vom Hungertod bedroht. Die Menschen in Gaza sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Gemeinsam mit lokalen Partnern stellt Help warme Mahlzeiten zur Verfügung und fördert die medizinische Versorgung im Gazastreifen.

Nahrungsmittellieferungen im Südsudan
Spenden gegen den Hunger

 

Gemeinsam den Hunger bekämpfen - spenden Sie jetzt!


IBAN: DE47 3708 0040 0240 0030 00
BIC: DRES DE FF 370