Lokalisierung

Hilfe vor Ort stärken
Lokale Akteure spielen eine Schlüsselrolle in der humanitären Hilfe – sie sind oft als Erste vor Ort und kennen die Bedürfnisse der Betroffenen am besten. In unseren Projekten setzen wir deshalb gezielt auf Lokalisierung, um Hilfsmaßnahmen wirksamer und nachhaltiger zu gestalten. Erfahren Sie, wie wir durch starke Partnerschaften vor Ort die Qualität unserer Hilfe verbessern.
Was bedeutet Lokalisierung in der humanitären Hilfe?
Lokalisierung bedeutet, lokale und nationale Akteure der humanitären Hilfe in den Mittelpunkt der humanitären Programmarbeit zu stellen. Sie müssen eine aktive Rolle bei der Planung, Umsetzung und Kontrolle von Projekten spielen, da sie nicht nur einen besseren Zugang zur Bevölkerung haben, sondern auch deren Bedürfnisse besser verstehen und über kontextspezifische Fachkenntnisse verfügen. Lokale und nationale Organisationen können auch schneller und effektiver auf Herausforderungen reagieren.
Unser Ziel ist es daher, lokale und nationale Akteure zu stärken, um ein nachhaltigeres, wirksameres und gerechteres humanitäres System zu schaffen. Mit unserem Globalprogramm Help Localisation Facility setzen wir neue Maßstäbe für lokal geführte humanitäre Hilfe und bauen langfristige, gleichberechtigte Partnerschaften auf.
Warum ist Lokalisierung so wichtig?

Das internationale humanitäre System steht vor großen Herausforderungen, da der Bedarf an humanitärer Hilfe aufgrund der Klimakrise und bewaffneter Konflikte rasch zunimmt. Ein drastischer Rückgang der humanitären Mittel führt dazu, dass nicht alle Menschen in Not angemessene Unterstützung erhalten. Globale Krisen gefährden zudem Fortschritte in den Bereichen Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Bildung und Gesundheitsversorgung. Lokale und nationale Akteure, die noch lange nach dem Abzug der internationalen Akteure in Krisen aktiv sind, haben oft nur begrenzten Zugang zu finanziellen Mitteln und Entscheidungsprozessen.
Die Lokalisierung zielt darauf ab, ihnen mehr Einfluss auf die Verwendung internationaler Mittel zu geben, um die humanitäre Hilfe direkter, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Im Rahmen des Grand Bargain haben sich die Geber humanitärer Hilfe 2016 verpflichtet, mindestens 25 % der Mittel für lokale und nationale Akteure bereitzustellen.
Kurz erklärt: Lokalisierung und Empowerment
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Was Lokalisierung für Help bedeutet

Seit 1981 steht Help für „Hilfe zur Selbsthilfe“ und fördert nachhaltige Strukturen in betroffenen Gemeinschaften. Wir sehen die Lokalisierung nicht nur als Mittel zur Effizienzsteigerung, sondern als Grundlage für ein gerechteres Hilfssystem. Dabei streben wir an, Machtgefälle abzubauen und lokale Akteure in Planung und Entscheidungen einzubinden, stets im Einklang mit humanitären Prinzipien.
In unserer Partnerschaft mit lokalen und nationalen Organisationen sehen wir uns nicht nur als Geldgeber, sondern vor allem als Unterstützer der lokalen Zivilgesellschaft. Wir setzen uns dafür ein, dass die Stimmen und Bedürfnisse der lokalen und nationalen Organisationen gehört werden, bieten direkte, flexible und langfristige Finanzierung an und unterstützen sie bei der Umsetzung von Projekten.
Um Entwicklungserfolge unabhängig von politischen Umbrüchen zu sichern, setzen wir auf politische Unabhängigkeit, Nachhaltigkeit und langfristiges Engagement. Unsere Lokalisierungsziele verfolgen wir daher stets kontextbezogen und unterscheiden zwischen regionalen Rahmenbedingungen (etwa lokaler Gesetzgebung), möglichen zivilgesellschaftlichen Einschränkungen sowie der Unabhängigkeit, Neutralität und Verlässlichkeit lokaler und nationaler Organisationen. In der Projektarbeit folgt Help dem Leitprinzip „so lokal wie möglich, so international wie nötig“.
Herausforderungen der Lokalisierung

Die Lokalisierung in der internationalen humanitären Hilfe bringt viele Chancen und Vorteile mit sich, aber auch einige Herausforderungen. Für viele lokale und nationale Akteure stellen die strengen Anforderungen der Geberinstitutionen eine große Hürde dar, da sie mit oftmals begrenzten Ressourcen komplexe Geberanforderungen erfüllen müssen, an deren Entwicklung sie nicht beteiligt waren. Zudem wird die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen von Gebern als riskanter angesehen, als mit Organisationen aus dem Globalen Norden.
Ein weiterer Faktor ist, dass große internationale Organisationen im humanitären System bevorzugt werden, um in Krisenkontexten schnell und punktuell einzugreifen. Ein Aufbau langfristiger Partnerschaften mit lokalen Akteure wird dadurch verhindert.
Unser Grundsatz in der Lokalisierung
Als Unterzeichner der internationalen Initiative Charter for Change arbeiten wir daran, dass lokale und nationale Akteure in Zukunft eine führende Rolle in der humanitären Projektarbeit übernehmen. Diesen Ansatz verfolgen wir auch in unserer Entwicklungszusammenarbeit.
Unsere Ziele in der Lokalisierung
Wir bemühen uns, unsere humanitären und Entwicklungsprojekte in Zusammenarbeit mit den Begünstigten zu gestalten. Wir arbeiten eng mit lokalen und nationalen Organisationen zusammen, um Projekte zu entwickeln, durchzuführen und zu bewerten. Wir berücksichtigen und bevorzugen die Führung durch lokale und nationale Partnerorganisationen in jeder Phase des Projektzyklus. Weichen wir von diesem Ansatz ab, müssen wir dies anhand der spezifischen Umstände vor Ort begründen.
Wir bieten lokalen und nationalen Organisationen eine hochwertige, flexible und mehrjährige Finanzierung. Dazu gehört auch die Bereitstellung von Kosten für Verwaltung („overhead costs“), damit unsere Partner Personal aufbauen, sich mit anderen Organisationen vernetzen, an Koordinierungsmechanismen teilnehmen und ihre eigenen Fundraising- und Kommunikationsstrukturen entwickeln können. Wir übertragen die finanziellen Risiken nicht auf unsere Partnerorganisationen, sondern arbeiten gemeinsam daran, sie zu teilen und zu bewältigen.
In der Zusammenarbeit mit lokalen und nationalen Partnerorganisationen verlagern wir unseren Schwerpunkt, soweit möglich, von der kurzfristigen Unterstützung einzelner Projekte auf langfristige Partnerschaften auf Augenhöhe. Wir respektieren das Wissen und die Erfahrung unserer Partnerorganisationen und arbeiten gemeinsam an der Entwicklung von Programmen und Projekten. Wir überprüfen jede Partnerschaft regelmäßig und passen sie gemeinsam mit unseren Partnern an neue Herausforderungen an.
Wir helfen lokalen und nationalen Organisationen, ihre Fähigkeiten und Ressourcen zu stärken, damit sie humanitäre Krisen eigenständig bewältigen und nachhaltige Entwicklungsziele erreichen können. Unsere Maßnahmen beruhen auf einer Selbsteinschätzung unserer Partnerorganisationen. Gleichzeitig erkennen wir an, dass die Zusammenarbeit mit unseren lokalen Partnern auch die Fähigkeiten und das Know-how von Help verbessert. Wir wollen, dass diese Partnerschaften für beide Seiten vorteilhaft sind und sich gegenseitig verstärken.
Wir unterstützen unsere Partnerorganisationen bei der Einstellung und Bindung von Mitarbeitern. Zu diesem Zweck stellen wir sicher, dass sie ausreichende Mittel und Unterstützung für die berufliche Weiterbildung erhalten. Wir vermeiden die Abwerbung von Mitarbeitern aus lokalen und nationalen Organisationen.
Wir legen offen dar, wie wir unsere Projektmittel gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen verwenden. Wir übernehmen die Rechenschaftspflicht für unsere Entscheidungen und Handlungen gegenüber den Begünstigten, institutionellen Gebern, privaten Spendern und der breiten Öffentlichkeit.
Wir setzen uns im Namen unserer lokalen und nationalen Partner gegenüber politischen Entscheidungsträgern und Geberinstitutionen ein. Wir teilen ihre Anliegen, vertreten ihre Interessen und fördern, wo immer möglich, den direkten Dialog zwischen lokalen Partnern und politischen Entscheidungsträgern und Gebern. Wir betonen die wichtige Rolle lokaler und nationaler Akteure im internationalen humanitären und entwicklungspolitischen System und fordern die Bundesregierung auf, ihre internationalen Verpflichtungen, wie das Grand Bargain oder die Agenda 2030, zu erfüllen. Dazu gehören ein verbesserter Zugang lokaler Akteure zu hochwertigen Finanzmitteln, Kapazitätsaufbau und internationalen Koordinierungsmechanismen sowie die Beseitigung sprachlicher, technischer und organisatorischer Barrieren.
Wir setzen uns für eine transparentere Berichterstattung der internationalen Akteure und Geber über ihre Lokalisierungsverpflichtungen ein.
Wir zeigen stets, wie wichtig unsere lokalen und nationalen Partner für unsere Projekte sind. Dies machen wir gegenüber Geldgebern, Spendern, Medien und der Öffentlichkeit deutlich. In unseren Publikationen, bei Veranstaltungen, Treffen und in unserer Presse-, Social-Media-, Fundraising- und Öffentlichkeitsarbeit stellen wir die Arbeit und Expertise unserer Partnerorganisationen korrekt und transparent dar.
Help-Policies: Empowerment und Lokalisierung
- Empowerment und LokalisierungIn unserem Policy-Dokument erhalten Sie umfassende Informationen zu unserem Verständnis von Empowerment und Lokalisierung. Jetzt lesen! Öffnen