Syrien

Helferin vor Ort

Spenden Syrien: Humanitäre Helferin vor Ort

Mirna Abboud im Interview

Der Krieg in Syrien jährt sich 2019 zum achten Mal. In Syrien und den angrenzenden Staaten sind über 11 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mirna Abboud arbeitet seit 2017 für Help als humanitäre Helferin in Syrien. Im Interview erklärt sie, was sie dazu bewogen hat, für Help zu arbeiten und mit welchen Herausforderungen sie als Frau in ihrem Beruf täglich konfrontiert wird.

Was hat dich motiviert, humanitäre Helferin in Syrien zu werden?

Schon als kleines Mädchen habe ich mir vorgestellt nach Afrika zu gehen, um Menschen in größter Not zu helfen. Ich wollte also schon sehr früh humanitäre Helferin werden da ich dachte, dass der Beruf meinem Leben einen Sinn gibt. Aber dann, als ich Erwachsen war, brach der Krieg in meinem Heimatland Syrien aus und sehr schnell litt jeder unter den Kämpfen und benötigte Hilfe. Als gerade alle anfingen zu fliehen, entschied ich mich zu bleiben und zu helfen. Ich meine das nicht „heldenhaft“ oder so etwas in der Art – sondern: Wenn du siehst, wie deine Kindheit vor deinen Augen zerfällt, dann kannst du nicht anders, als dich verantwortlich für deine Mitmenschen zu fühlen – du musst etwas tun! 

Denkst du es macht in deinem Arbeitsalltag einen Unterschied, ob ein Helfer oder eine Helferin im Einsatz ist? 

Die humanitäre Arbeit ist mit Risiken und schneller Einsatzbereitschaft verbunden. Im Nahen Osten sind viele Menschen immer noch überrascht, dass Frauen in dem Beruf arbeiten und akzeptiert werden. Oder sie sind zumindest der Meinung, dass Frauen hinter den Schreibtischen gehören und nicht in die Einsatzgebiete. Diese Annahme wirkt sich auch auf die Stellenbesetzung aus: Männliche Kandidaten gehen in die Einsatzgebiete und Frauen werden nur für Verwaltungsjobs angestellt. Was für mich aber keinen Sinn ergab, da ich immer vor Ort und sehr nah bei den Menschen sein wollte.

Ich habe mich zum Beispiel einmal für zwei Positionen bei einer lokalen NGO in Damaskus beworben: Die eine war eine Stelle als Projektmanagerin im Einsatzgebiet, die andere hatte einen administrativen und repräsentativen Fokus – ich hatte schon Erfahrung in beiden Bereichen gesammelt. Obwohl ich die höchste Punktzahl unter den Kandidaten für den Job als Projektmanagerin erzielte, wurde ich für die andere Position interviewt! Und es wurde mir klar gesagt, dass sie einen Mann für diese Position wollten… letztendlich nahm ich den anderen Job an, konnte aber meine Vorgesetzten sehr schnell überzeugen und übernahm dann auch einige Managementaufgaben.

Mirna Abboud in Syrien

 Bei Help bin ich Außendienstmitarbeiterin, arbeite sehr eng mit den Menschen in Not zusammen und sehe dadurch den Unterschied, den wir durch unsere Arbeit bewirken und der unsere Arbeit ausmacht.

Mirna Abboud, für Help in Syrien

Bist du jemals bei deiner Arbeit aufgrund deines Geschlechts auf Hindernisse gestoßen? 

Ganz ehrlich: Ja, als Projektmanagerin neigen die Leute meistens dazu, mich nicht ernst zu nehmen! Sie meinen, ich sollte einen männlichen Kollegen haben, der sich mit den Behörden abstimmt oder die Beschaffung und Verteilung von Hilfsgütern überwacht. Außerdem – was ich persönlich ganz lustig finde – wird mir oft die Frage gestellt, wie ich den Job überhaupt bekommen habe?! Als sei es eine Art Fehler.

Ich kann nicht sagen, dass ich ein Mittel gegen solche Aussagen gefunden habe und ich denke, dass Frauen auf der ganzen Welt irgendwann einmal unter solchen Stereotypen leiden müssen. Generell neigen die Männer aber dazu, wenn wir öfter miteinander zusammengearbeitet haben, mir und meiner Arbeit zu vertrauen, sagen dann aber so seltsame Sätze wie: "Du arbeitest ja wie 100 Männer zusammen", als ob Mann sein, ein Symbol für Stärke und Intelligenz sei.

Ich tendiere immer dazu, mit solchen Situationen sehr ruhig und besonnen umzugehen und versuche ihnen durch mein Verhalten zu zeigen, dass ich in der Lage bin, alles zu tun, was meine Arbeit erfordert.

Gab es in deiner Karriere eine Situation in der du dachtest: Für einen Mann, wäre das schwieriger zu handhaben gewesen?

Ja – und zwar immer dann, wenn die Menschen anfangen, über ihr Leiden und die sehr schwierige Situation, in der sie sich befinden, zu sprechen. Und um ehrlich zu sein denke ich, dass Frauen besser mit Emotionen umgehen können. Ich habe nämlich festgestellt, dass unsere männlichen freiwilligen Helfer immer sagen, dass sie nicht wussten was sie sagen oder tun sollen, wenn Menschen anfingen, über sensible Themen zu sprechen. Und damit werden wir nun mal sehr oft konfrontiert in einer Region, in der der sogenannte Islamische Staat (IS) viel Leid verursacht hat.

Warum brauchen wir mehr Frauen in der humanitären Hilfe?

In einer humanitären Krise sind Frauen und Kinder immer am stärksten betroffen. Deshalb denke ich, wenn eine Frau in einer Position ist, in der sie betroffenen Frauen und Kindern helfen kann, dann ist die Hilfe die wir leisten effektiver und nachhaltiger. 

Sei mutig! Du kannst auf jeden Fall als Frau in diesem Beruf arbeiten. Und wann immer dir jemand sagt mach es nicht: Mach es erst recht! 

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