Irak: Helfer vor Ort

Irak: „Ich möchte am Wiederaufbau beteiligt sein, statt zu kämpfen“

Help-Finanzmanager Mohy Shalo im Interview 

Als der Krieg in Syrien begann, hat Mohy sich entschieden, seine Heimat zu verlassen. Im Irak arbeitet er seit 2017 für Help und erzählt im Interview, was ihn motiviert.

Was ist deine Geschichte?

Ursprünglich komme ich aus Syrien und habe an der Universität in Damaskus studiert. Als 2012 der Krieg begann, konnte ich nicht mehr weiter studieren und bin in den Irak gegangen. Dort musste ich neu anfangen und habe 2017 mein Studium abgeschlossen. Meinen Bachelor habe ich in englischer Literatur- und Sprachwissenschaft gemacht, zusätzlich habe ich mehrere Kurse im Finanzwesen und in der Buchhaltung belegt. Mathematik liegt mir wirklich sehr, deswegen habe ich mich für diesen Job entschieden.

Wie bist du zu Help gekommen?

Jeder hier möchte ein besseres Leben haben. Man hat die Wahl: Entweder man sucht sich ein besseres Leben, oder man baut sich eins auf. Viele gehen nach Europa und vergessen ihr Leben hier. Aber das ist keine Lösung. Wir müssen die Lebensbedingungen vor Ort verbessern. Für mich bedeutet das, in der humanitären Hilfe zu arbeiten.

Im Rahmen eines Nothilfeprojekts habe ich zuerst für "Ärzte ohne Grenzen" gearbeitet, das war 2017 in Mossul. Danach kam ich als Finanzassistent zu Help, inzwischen bin ich der Finanzmanager. Mein Weg war voller Herausforderungen, doch ich habe es geschafft.


Wie ist derzeit die Situation im Irak und was sind die Herausforderungen in deinem Job?

Der Krieg ist vorbei, der sogenannte Islamische Staat hat sich zurückgezogen. Aber es muss sich noch so viel ändern: Die Infrastrukturen, die Systeme, die Regierung. Die Situation ist sehr kompliziert und eine Lösung derzeit nicht in Sicht. Täglich sind wir mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Ein Beispiel: Wir sind im WASH Sektor tätig und arbeiten mit der Wasserdirektion zusammen. Doch diese hindert uns immer wieder an unserer Arbeit.

Was hoffst du, in der Zukunft erreichen zu können?

Für mich ist jeder Mensch wie ein Bote, der durch die Welt schreitet und sie auch wieder verlässt. Jeder sollte dabei seine Spuren hinterlassen. So möchte auch ich meine Spuren hinterlassen. Wenn ich Help irgendwann verlassen sollte, möchte ich etwas bewirkt haben.

„Natürlich werde ich alleine keine großen Änderungen bewirken, aber ich kann meinen Teil zu etwas Großem beitragen.“ Mohy Shalo, für Help im Irak

Was wünschst du dir für die Zukunft des Iraks?

Ich wünsche mir, dass der Irak unabhängig wird. Nicht nur der Irak – auch Syrien und die anderen Länder in der Region. Mit unabhängig meine ich, dass keine Großmächte eingreifen.

Es gibt da die Geschichte eines Waldes, in dem es keine Jäger gab. Jemand brachte einen Hasen dorthin, damit dieser dort geschützt leben konnte.

Nach ein paar Monaten hatten sich die Hasen so sehr vermehrt, dass sie den ganzen Wald kahlgefressen hatten. Und das alles, weil jemand in die Natur des Waldes eingegriffen hatte.

Als die Intervention im Irak begann, versuchte niemand, die Iraker zu verstehen. In Syrien ebenso: Es wird nicht gefragt, was die Syrer denken oder wollen. Aber man darf ihnen nichts aufzwingen.

Hast du vor, nach Syrien zurückzukehren?

Ja, natürlich. Ich bin im Irak, um nah an der Heimat zu sein. Derzeit ist eine Rückkehr jedoch unmöglich. Wenn ich jetzt zurückginge, müsste ich dem Militär beitreten. Ich bin kein Kämpfer. Ich möchte am Wiederaufbau beteiligt sein, statt zu kämpfen. Wir kämpfen seit acht Jahren, und acht weitere Jahre Krieg werden die Situation auch nicht mehr ändern.

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