Von der Entwicklungshilfe zur Entwicklungszusammenarbeit

Eine tschadische Landwirtin präsentiert ihre Okraschoten-Ernte

Nachhaltige Entwicklung fördern

Was bedeutet eigentlich Entwicklungszusammenarbeit, warum ist sie so wichtig und wie unterscheidet sie sich von humanitärer Hilfe? Diese Seite gibt einen verständlichen Überblick über Begriffe, Ziele und Hintergründe einer partnerschaftlichen internationalen Zusammenarbeit.

Was ist Entwicklungszusammenarbeit?

Entwicklungszusammenarbeit (EZ) bezeichnet die langfristige und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Ländern, Organisationen und Menschen mit dem Ziel, die Lebensbedingungen sowie die wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und politischen Rahmenbedingungen in Ländern des Globalen Südens langfristig und nachhaltig zu verbessern.

Entwicklungszusammenarbeit bekämpft Armut und trägt durch die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Menschen zur Prävention von Krisen bei. Sie stellt keine einseitige Hilfe dar, sondern setzt auf gemeinsames Handeln auf Augenhöhe – mit dem Ziel, Strukturen zu stärken, bessere Lebensverhältnisse zu schaffen und globale Gerechtigkeit zu fördern.

Hilfe zur Selbsthilfe: Empowerment statt Abhängigkeit

Die “Hilfe zur Selbsthilfe” bildet den Kern der Entwicklungszusammenarbeit. Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet, Menschen so zu unterstützen, dass sie ihre Lebensumstände langfristig aus eigener Kraft verbessern können. Im Mittelpunkt steht nicht das Verteilen von Hilfsgütern, sondern das Fördern von Fähigkeiten, Wissen und lokalen Strukturen. Ziel ist es, Abhängigkeiten zu vermeiden, nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen und Armut zu überwinden.

Warum Entwicklungszusammenarbeit wichtig ist

Globale Herausforderungen wie Armut, Hunger, fehlender Zugang zu Bildung und die Folgen des Klimawandels können nur gemeinsam gelöst werden. Dabei geht es nicht nur um Solidarität, sondern auch um gemeinsame Verantwortung. Denn Probleme wie Armut oder Hunger sind historisch und strukturell mit dem globalen Norden verflochten – etwa durch Kolonialismus, ungerechte Handelsstrukturen oder Umweltbelastungen.

Wie wichtig Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungspolitik sind, spiegelt sich in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen wider: Mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals - SGDs) wurde im Jahr 2015 ein globaler Aktionsplan verabschiedet, mit dem bis 2030 eine friedlichere, gerechtere und nachhaltigere Welt gestaltet werden soll. Die SDGs richten sich an alle: Regierungen, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und jede Einzelperson.

Warum spricht man nicht mehr von "Entwicklungshilfe"?

Der Begriff “Entwicklungshilfe” stammt aus der Nachkriegszeit und wurde lange verwendet, um entwicklungspolitische Maßnahmen zu beschreiben. Heute ist dieser Begriff jedoch überholt, denn er suggeriert eine einseitige Hilfeleistung von “Gebern” an “Hilfsempfänger” und lässt die wichtigen Aspekte Partnerschaft, Augenhöhe und gegenseitiges Lernen außen vor.

Der Begriff "Entwicklungszusammenarbeit" hingegen betont den partnerschaftlichen Charakter der internationalen Zusammenarbeit: Hilfsorganisationen wie Help unterstützen lokale Organisationen, Initiativen, Regierungen und die Zivilbevölkerung bei der Entwicklung und Umsetzung von nachhaltigen Lösungen. In diesem Zusammenhang spricht man auch von Lokalisierung

Auch der Begriff “Entwicklungsländer” ist negativ behaftet, da er eine Hierarchie zwischen "entwickelten" und "weniger entwickelten" Ländern impliziert. Begriffe wie “Länder des Globalen Südens” oder “Partnerländer” werden zunehmend alternativ verwendet, da sie dieser Hierarchie entgegenwirken.

Entwicklungszusammenarbeit vs. Humanitäre Hilfe

Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe verfolgen unterschiedliche Ziele. Beide Ansätze sind jedoch wichtig, um Armut und Not langfristig zu reduzieren und ergänzen sich in ihrer Wirkung.

Humanitäre Hilfe zielt kurzfristig darauf ab, die Not von Menschen zu lindern, die akut von Krisen, Konflikten oder Katastrophen betroffen sind. Diese Soforthilfe kann mehrere Wochen bis Monate andauern. Entwicklungszusammenarbeit hingegen wirkt langfristig und strukturbildend. Sie unterstützt Menschen und Gesellschaften dabei, ihre Lebensbedingungen dauerhaft zu verbessern – etwa durch den Aufbau von Bildungssystemen, die Förderung nachhaltiger Landwirtschaft oder die Stärkung der Zivilgesellschaft.

Humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit greifen idealerweise ineinander: Nach akuten Notlagen geht humanitäre Hilfe oft in Entwicklungszusammenarbeit über, um beispielsweise den nachhaltigen Wiederaufbau voranzubringen oder die Betroffenen dabei zu unterstützen, sich langfristig selbst versorgen zu können. 

So trägt Help zur Entwicklungszusammenarbeit bei

Neben der Not- und Katastrophenhilfe liegt der Fokus der Arbeit von Help auf langfristigen Entwicklungsprojekten. Dabei arbeiten wir stets mit lokalen Organisationen und Initiativen zusammen. Denn diese haben die notwendige sprachliche und fachliche Expertise und besseren Zugang zu betroffenen Gemeinden. Auf diese Weise können wir mit unseren Projekten bestens auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen. Die Hilfe zur Selbsthilfe steht immer im Mittelpunkt unserer Programme. In folgenden Bereichen leisten wir Entwicklungszusammenarbeit:

  • Wirtschaftliche Entwicklung: Help unterstützt lokale Kleinunternehmen und leistet Starthilfe für Selbstständige. Dadurch entstehen oftmals neue Arbeitsplätze und die Projektteilnehmenden können sich und ihre Familien langfristig selbst versorgen.
  • Gesundheit: Help verbessert den Zugang zur Gesundheitsversorgung, beispielsweise durch den Betrieb von Gesundheitszentren, die Entsendung von mobilen Kliniken in ländliche Regionen, Präventionsprogramme und Impfkampagnen. Zudem fördern wir die Trinkwasserversorgung in wasserarmen Regionen und engagieren uns im Kampf gegen den Hunger.
  • Bildung: Help baut und saniert Schulen in ländlichen Regionen. Wir bereiten junge Menschen auf den Berufsmarkt vor, indem wir berufliche Qualifikationen wie Ausbildungen und Weiterbildungen fördern.
  • Gleichberechtigung: Help stärkt die Rechte von Frauen und Mädchen sowie von marginalisierten Gruppen wie den Romn:ja in Montenegro. Wir engagieren uns dafür, dass Mädchen in ländlichen Regionen zur Schule gehen können, unter anderem indem wir Sanitäranlagen in Schulen installieren. So können sie auch während ihrer Periode am Unterricht teilnehmen.
  • Klima- und Umweltschutz: Help fördert nachhaltige Landwirtschaftsprojekte und setzt auf ökologische und ressourcenschonende Anbau- und Bewässerungsmethoden. Wir bauen solarbetriebene Trinkwasserbrunnen, stärken die Katastrophenvorsorge in gefährdeten Regionen und fördern Recyclingmaßnahmen.
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Eine Farmerin und ein Mitarbeiter der Partnerorganisation von Help im Tschad auf einem Feld

Fragen und Antworten

Unter Entwicklungszusammenarbeit (EZ) versteht man die langfristige Zusammenarbeit zwischen Ländern, Organisationen und Menschen. Sie zielt darauf ab, die Lebensbedingungen in Ländern des Globalen Südens nachhaltig zu verbessern, lokale Strukturen zu stärken und Armut zu reduzieren. Dabei geht es nicht nur um wirtschaftliche Unterstützung, sondern z. B. auch um Bildung, Gesundheit, soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz. Entwicklungszusammenarbeit basiert auf dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe und geschieht auf Augenhöhe.

Beispiele für Entwicklungszusammenarbeit sind:

  • Die Förderung des Zugangs zu Bildung (z. B. durch den Bau von Schulen und die Finanzierung von Ausbildungen)
  • Nachhaltige Landwirtschaftsprojekte (z. B. durch Schulungen für Kleinbäuer:innen, wassersparende Anbaumethoden, dürreresistentes Saatgut)
  • Der Ausbau der Trinkwasserinfrastruktur (z. B. durch den Bau von Brunnen und den Einsatz von Solarenergie)
  • Programme zur Stärkung von Frauen (z .B. durch gezielte Ausbildungsprogramme)

 

„Entwicklungshilfe“ war früher der gängige Begriff, wird heute aber kaum noch verwendet, weil er eine einseitige Hilfe von „Gebern“ an „Empfänger“ suggeriert. Im Gegensatz dazu steht die Entwicklungszusammenarbeit für ein partnerschaftliches Miteinander auf Augenhöhe. Die Menschen vor Ort sind aktiv beteiligt und gestalten Projekte mit – nicht als Hilfsempfänger, sondern als gleichberechtigte Partner. Der Fokus liegt auf nachhaltigen Lösungen statt kurzfristiger Unterstützung.

Ja. Entwicklungszusammenarbeit ist sinnvoll, weil sie dazu beiträgt, Armut zu bekämpfen, Bildung zu fördern, Menschenrechte zu stärken und Krisen vorzubeugen. Sie schafft langfristige Perspektiven und unterstützt Menschen dabei, ihre Zukunft selbstbestimmt zu gestalten. Gut geplante Projekte helfen dabei, globale Ungleichheiten abzubauen und gemeinsame Lösungen für weltweite Herausforderungen wie Klimawandel, Hunger oder Vertreibung zu finden.

Ziele der Entwicklungszusammenarbeit sind unter anderem die Bekämpfung von Armut, die Förderung von Bildung und Gesundheit, Geschlechtergerechtigkeit sowie nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum. Auch Klimaschutz, Frieden und globale Gerechtigkeit zählen dazu. Viele dieser Ziele orientieren sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs) der Vereinten Nationen, die weltweit eine bessere Zukunft für alle Menschen anstreben.

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