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Unser Gesicht in Südosteuropa
Ein Interview mit Klaus Mock unserem Landeskoordinator in Montenegro und Serbien
Klaus, du lebst seit rund 15 Jahren auf dem Balkan und bist seit 28 Jahren in der Humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit tätig, davon alleine 18 Jahre bei Help. Was hat dich bewogen, diesen Beruf zu ergreifen?
Die Belange der Menschen in der sogenannten „Dritten Welt“ haben mich schon immer besonders interessiert. Und so habe ich bereits in meinem Studium den Schwerpunkt Internationale Beziehungen und Entwicklungszusammenarbeit gewählt. Durch ein Praktikum im Rahmen meines Studiums, das ich in Ägypten verbracht hatte, hat sich mein Wunsch verstärkt, mich persönlich für die Verbesserung der Lebensumstände von sozial benachteiligten Menschen einzusetzen.

Wie würdest du die letzten 15 Jahre auf dem Balkan beschreiben? Was waren die stärksten Eindrücke, Erfolge und Niederlagen?
In den letzten 15 Jahren haben die Länder auf dem Balkan einen tiefgreifenden Wandel eingeleitet. Der soziale und wirtschaftliche Wandel in dieser Transformationsphase hat viele Menschen zutiefst verunsichert. Viele leben am wirtschaftlichen Existenzminimum. Insbesondere ältere Menschen aber auch Jugendliche haben ihren Platz in der neuen Gesellschaft noch nicht gefunden. Ganz besonders trifft dies jedoch auf die Minderheit der Roma zu, die in allen Ländern des Balkan an die Ränder der Gesellschaft gedrängt sind und nur wenig Möglichkeiten haben zur Teilnahme am wirtschaftlichen und sozialen Leben. Andererseits kann man heute auch davon ausgehen, dass die Gewalt, die noch die 1990er Jahre geprägt haben, heute der Vergangenheit angehören. Es gibt in keinem der Länder Bestrebungen, politische Veränderungen durch gewaltsame Maßnahmen herbeizuführen.

Ein Projekt, das mich mit am meisten beeindruckte und auch beschäftigte war der Bau einer Siedlung für vertriebene Roma in Berane. Der Bauplatz, der von der Gemeinde für diesen Zweck zugeteilt wurde, lag an einem Flussufer. Die Siedlung erhielt deshalb auch den Namen New Riverside. Die ursprüngliche Siedlung lag am gegenüberliegenden Ufer. Die vertriebenen Roma hatten bereits mehrere Monate auf einer Wiese kampieren müssen, da ihre Unterkünfte auf einem privaten Gelände errichtet wurden und dieses Gelände nun vom Eigentümer zurückgefordert wurde. Insoferrn war die Freude groß, als die Menschen in ihre neuen Häuser einziehen konnten. Leider wurde diese Siedlung wie auch weitere 1.000 Häuser in der Umgebung ca. 2 Jahre nach dem Bau durch ein Hochwasser überflutet. Wir alle waren natürlich äußerst betroffen. Eine nachhaltige Lösung musste gefunden werden, die den Bewohnern der Siedlung bei weiteren Unwettern Sicherheit bot. Durch eine gemeinsame Kraftanstrengung von dem Büro des Hohen Flüchtlingskommissariats in Podgorica sowie von Help konnten genügend Mittel mobilisiert werden, die für den Bau eines großen Schutzdamms ausreichten. Seither hat die Siedlung etliche Unwetterperioden unbeschadet überstanden.

Was hast du noch vor? Was treibt dich an?
Zunächst möchte ich nach mehr als 10 Jahren auch mal wieder einen längeren Urlaub einlegen und mich von den Strapazen der Arbeit tiefgreifend erholen. Für die zukünftige Arbeit liegt mein Schwerpunkt wie auch der unserer Mitarbeiter in Montenegro und Serbien auf der Verbesserung der Situation von Roma. Insbesondere freue ich mich auf die Schließung der Romacamps am Rande von Podgorica in Montenegro. Hierzu sollen noch in diesem Jahr umfangreiche Wohnungsbauprogramme beginnen. Help wird diese begleiten und durch soziale Integrationsmaßnahmen sicherstellen, dass sich die Situation der Roma , die derzeit noch in diesen Camps leben, grundlegend verbessert.

Die Wertschätzung, die Help bei internationalen Organisationen wie UNHCR und EU aber auch bei vielen bilateralen Gebern geniesst, ist sowohl mir als auch meinen Kollegen ein ständiger Ansporn, in unseren Bemühungen nicht nachzulassen.
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