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Ein Rückblick auf 10 Jahre Tschad
Im Dezember dieses Jahres ist es soweit: Nach 10 Jahren erfolgreicher Arbeit, verlässt Urban Britzius als Projektkoordinator den Tschad. Seit Mitte 2004 stellt Help die solarbetriebene Wasserversorgung für 12.000 sudanesische Flüchtlinge sowie für 1.500 Dorfbewohner in Am Nabak, in der Region Iriba im Tschad, sicher. Ein Interview über Erfolge, seinen Abschied und die Zukunft der Projektarbeit im Tschad. Einen herzlichen Dank für dein Engagement, Urban!
Nach 10 Jahren Tschad steht bald dein Abschied an. Wenn du zurückblickst, was war das Wichtigste, was du erreicht hast?
Das ist schwierig. Schließlich gab es ja viele erfolgreiche Projekte, die kontinuierlich gelaufen sind. Das Erste war, dass ich in der Nähe des Flüchtlingslagers Am Nabak Wasser finden konnte und wir Brunnen gebaut haben, um den Menschen im Flüchtlingscamp und in den Dörfern sauberes Wasser zur Verfügung zu stellen. Durch den Aufbau der gesamten lokalen Wasserversorgung konnten wir letztendlich die sehr teuren Wassertransporte einstellen. Die zweite Etappe war, dass es mir gelungen ist, auf solare Wasserversorgung umzustellen. Im Februar 2013 konnten wir die größte solarbetriebene Wasseranlage im Tschad eröffnen, was ja auch mit dem deutschen Solarpreis honoriert wurde. Und gleichzeitig arbeiten wir ja schon länger daran, die Wassersituation durch Staudämme und Barragen zu verbessern, um dem Wasser Zeit zu geben, mehr zu infiltrieren und somit den Grundwasserspiegel in der Region zu beeinflussen. Und für mich ganz persönlich ist es ein wunderschöner Erfolg, dass ich ein hervorragendes Team habe, für das ich meine Hand ins Feuer legen kann.
Und wie sind die Rückmeldungen aus der Bevölkerung?
Erst seit diesem Jahr können wir eigentlich ein bisschen stolz über die Rückmeldung aus der Bevölkerung sein. Erst jetzt wird es auch so empfunden, dass sich die Wassersituation in der Region Iriba entscheidend verbessert hat. Wenn selbst der Chefarzt vom Krankenhaus erzählt, dass wasserbedingte Krankheiten ganz deutlich zurückgegangen sind, dann denke ich, ist das ein guter Indikator dafür, dass unser Konzept aufgegangen ist.
Und was sind jetzt deine Gefühle, wenn du ans Aufhören im Dezember denkst?
Das ist naturgemäß ein bisschen zwiespältig. Jedes Jahr war ich zehn Monate in Iriba. Da ist es nach zehn Jahren natürlich irgendwie meine zweite Heimat geworden. Man pendelt zwischen zwei Welten. Natürlich gibt es schon ein wenig Wehmut bei dem Abschied. Man muss sich mal die letzten zehn Jahre ansehen. Angefangen hat alles mit dem einfachen Hilfsprojekt „Wassertransport“. Ich möchte jetzt mal behaupten, dass es ein bisschen mein eigenes Engagement war, dass da mehr draus geworden ist. Wir sind jetzt mittlerweile beim Projekt Nr. 40. Wir haben gute Resonanz und wir haben viele Erfolge erzielt. Sind aber noch nicht an dem Punkt, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Es ist noch einiges zu tun. Und dann fühle ich mich natürlich auch verantwortlich. Einfach die Tür zu zumachen und zu sagen „Tschüss, das war es jetzt“, kriege ich auch nicht ganz über die Lippen. Aber andererseits freue ich mich auch, nach zehn Jahren Wüste mal ein bisschen mehr Zeit bei meiner Familie in Deutschland zu verbringen.
Wie geht es danach weiter?
Wir haben eine Faceout-Strategie aufgebaut, in dem wir die Organisation „Help-Tschad“ vor zwei Jahren gegründet haben, um meine Mitarbeiter in eine lokale Hilfsorganisation zu überführen. Und wir haben bereits „Help-Tschad“ als Implementing Partner eingesetzt. Wobei meine Rolle mehr die finanzielle Seite und technischen Aspekte beinhaltet. Ich bin eigentlich sehr zufrieden. Wir haben noch ein Bohrgerät gekauft und bauen noch dieses Jahr ein Bohrteam auf. Das werde ich mit Sicherheit nicht einfach so zurücklassen.
Und wer übernimmt dann das Ruder hier?
So wie es sich abzeichnet wird Mahamad, mein bisheriger Assistent und jetziger Chef von „Help-Tschad“, die Projektkoordination übernehmen. Ich kann ihn zwei Jahre in der Übergangsphase noch unterstützen. Solange es die Gesundheit meinerseits zulässt, werde ich vorerst als Berater zur Verfügung stehen. Von Zeit zu Zeit werde ich vor Ort sein und in technischen Fragen beantworten, weil wir hier keinen Ingenieur haben. Und was natürlich mein sehnlichster und größter Wunsch ist, dass wir „Help-Tschad“ weiterhin über die Bundesregierung finanzieren können.
Danke für das nette Gespräch und dass du dir die Zeit genommen hast.
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Berthold arbeitet als unser Nothilfe-Koordinator und engagiert sich immer da, wo unsere Hilfe akut gebraucht wird.
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