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Ein Interview mit unserer Projektkoordinatorin im Südsudan
Seit Februar engagiert sich unsere Projektkoordinatorin, Leona Wirtz, in unserem Länderbüro im Südsudan. Seit April hat sich die Situation der Bevölkerung im Südudan extrem verschlechtert. Wir haben Leona zur aktuellen Lage und der daraus resultierenden Hungerkrise im jüngsten Staat der Welt interviewt:
Wie schätzt du die Lage im Südsudan ein?
Grundsätzlich schätze ich die Lage im Südsudan schlecht ein. Ein Friedensabkommen zwischen dem Präsidenten und dem ehemaligen Vize-Präsidenten scheint derzeit unwahrscheinlich und die wirtschaftliche Lage verschlechtert sich zunehmend. In den fünf Monaten, in denen ich im Land bin, spitzt sich die humanitäre Lage weiter zu. Die andauernden gewalttätigen Auseinandersetzungen unterdrücken nicht nur die Bevölkerung, sie verhindern auch den Zugang der Menschen zu Nahrungsmitteln und Trinkwasser. In Juba kostete im Januar ein Kilo Fleisch 50 SSP. Heute, fünf Monate später, kostet es das Dreifache. Zeitweise gab es kein Trinkwasser in Flaschen. Der Zugang zu Trinkwasser in den ländlichen Regionen ist grundsätzlich ein Problem. Die Bevölkerung greift auf Wasser aus Pfützen und Nilwasser zurück. Das unsaubere Wasser aus diesen Quellen ist der Ursprung für viele Krankheiten wie Durchfall. Dadurch, dass es im Südsudan sehr wenig Infrastruktur gibt, z.B. keine geteerten Straßen, ist die Erreichbarkeit der Projektregionen sehr schwierig. Darunter leiden nicht nur die Betroffenen, weil es den Zugang zu Nahrung erschwert, sondern auch das „Help-Team“. Die Anfahrt in die Projektregionen ist durch die schlechte Infrastruktur meist kompliziert und sie birgt immer auch Gefahren, z.B. Überfälle. Und gerade jetzt in der Regenzeit ist der Zugang besonders umständlich.
Was unternimmt Help gegen die Hungersnot?
Help engagiert sich vor allem in den Bundesstaaten, die indirekt von den Konflikten betroffen sind. Indirekt bedeutet, dass diese Staaten vor allem Fluchtziele für die Vertriebenen sind. Da die Anzahl der Vertriebenen allerdings extrem groß ist, reichen die vorhandenen Ressourcen, Trinkwasser und landwirtschaftliche Nutzflächen nicht aus oder werden zu stark beansprucht. Help wirkt der Hungersnot entgegen, indem Brunnen gebaut werden. Außerdem führt unser Team im Norden des Staates Lakes (Yirol West) eine Basisstudie zur Unterernährung durch, damit wir so effektiv wie möglich arbeiten können. Kinder, die besonders unter Lebensmittelmangel leiden, werden zudem mit Notfallnahrung versorgt. Im Norden des Landes (Western Bahr el Ghazal und Warrap state) hat Help durch eine lokale Partnerorganisation vor Beginn der Regenzeit Saatgut-Messen veranstaltet, auf denen lokale Kleinbauern ihr Saatgut kaufen und verkaufen konnten. Zusätzlich hat Help Ochsenpflüge und Tretpumpen verteilt, um den Kleinbauern das Bewirtschaften ihrer Felder zu erleichtern. Letztendlich ist es unser Ziel den Menschen die Möglichkeit zu bieten, sich selbst zu versorgen und von fremder Hilfe unabhängig zu werden.
Was genau sind deine Aufgaben?
Meine Aufgaben sind sehr vielfältig, beschränken sich jedoch auf die Arbeit im Büro. Es gibt immer viel zu tun. Allgemein ist es bei kleinen bis mittelständigen NROs so, dass man in vielen Bereichen Experte sein muss. Ich bin nicht nur für die finanzielle Kontrolle der Projekte zuständig, sondern auch für die personelle Abwicklung. Das heißt, ich kontrolliere, wie die Spenden ausgegeben werden und ob dabei auch alle Help-internen Richtlinien eingehalten werden. In einem Bürgerkriegsland wie dem Südsudan, wo die Projektregionen sehr ländlich sind, kann dies manchmal ziemlich herausfordernd sein. Ich berichte regelmäßig an Fabian Nolde, den zuständigen Sachbearbeiter im Büro in Bonn, um ihn über die neusten Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Ich erhalte fast täglich neue Informationen von meinen Kollegen aus der Arbeit im Feld. Es ist wirklich wichtig ein starkes Team an seiner Seite zu haben, das sich mit der Situation auskennt und einen guten Draht zu den Menschen vor Ort hat.
Hattest du ein persönliches Erlebnis im Südsudan, das dir in Erinnerung geblieben ist?
Grundsätzlich sind meine persönlichen Erlebnisse im Südsudan positiv gewesen, die Auswirkungen der negativen Entwicklungen im Land sind mir zum Glück erspart geblieben. Unsere Kollegen hier vor Ort haben allerdings durchaus viel miterlebt. Alle waren zu der Zeit als der Bürgerkrieg im Dezember 2013 ausbrach im Land – die Schilderungen sind schockierend. Durch die instabile Sicherheitslage und der momentanen Regenzeit, sind die Arbeitsverhältnisse unserer Kollegen in den Projektregionen schlecht. Deshalb spielt die tägliche Kommunikation mit dem Team eine ganz wichtige Rolle.
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast!
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13. Juni 2017 Flüchtlinge

Leona ist Projektreferentin in Bonn und engagiert sich für die Help-Projekte in Burkina Faso, Tschad und den Philippinen.
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