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Sauberes Trinkwasser für den Kongo
Meine erste Mission für Help im Kongo führt mich in die Region Nord Kivu. Gemeinsam mit Joseph von unserer Partnerorganisation UGEAFI fahre ich in die Berge von Masisi, um unser Projekt zur Eindämmung von Ebola und Cholera in Katoye zu besuchen. Mit einem Volumen von rund 30.000 € ist das Projekt eher klein. Joseph ist Wasserbauingenieur und leitet das Projekt. Seine Spezialität ist der Aufbau einer Trinkwasserversorgung. Dreckiges Wasser ist die Hauptursache für die meisten tödlichen Krankheiten, nicht nur im Kongo.
Am Ziel angekommen verstehe ich das Problem: Die Dörfer befinden sich auf Hügeln, in den Tälern schlängeln sich schlammige Bäche. Vor dem Bau des Trinkwassersystems mussten die Frauen jeden Morgen runter und mit den 20-Liter Kanistern Flusswasser die bis zu 300 Höhenmeter wieder rauf. Joseph erklärt mir, auf welchen Hügeln er eine Quelle angezapft und mit Rohren und Schwerkraft 12 Wasserstellen in den Dörfern installiert hat.
Die Wasserstellen zeigen Wirkung
Wir gehen nun die einzelnen Wasserstellen ab. Joseph wird überall gefeiert – vor allem von den Frauen. Die Dorfchefs berichten alle, dass die Durchfallkrankheiten bei den Kindern abgenommen haben. An fast allen Wasserstellen sprudelt das klare Wasser mit erheblichem Druck, doch eine der Wasserstellen ist stark verschmutzt. Joseph und sein Kollege rufen das zuständige Instandhaltungskomitee zusammen. Das Komitee kennt seine Aufgaben, kann sich aber im Dorf nicht durchsetzen. Der Dorfchef wird hinzugerufen und neue Strategien werden diskutiert.
Joseph zeigt mir immer wieder die Dörfer auf den anderen Hügeln und erklärt mir, wie man sie kostengünstig an die Trinkwasserversorgung anschließen kann. Der Bedarf ist riesig, leider sind unsere Spendenmittel aufgebraucht.

Katastrophale Zustände im Krankenhaus
Am Abend besuchen wir ein Krankenhaus: Drei heruntergekommene Gebäude, durch das verrostete Wellblech regnet es durch. Ein junger Arzt und sein kleines Team begrüßen uns. Sie sind zuständig für 240.000 Menschen und hegen Hoffnungen, die wir gerade nicht erfüllen können. Dieudonné, der junge Arzt, zeichnet ein katastrophales Bild der Situation. Nur 19% der Bevölkerung der Region haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Durch Wasser übertragbare Krankheiten, Unterernährung, Malaria, Ebola und Röteln wüten unter der Bevölkerung. Am schlimmsten dran sind die Vertriebenen. Sie leben von der Barmherzigkeit der Gastbevölkerung, die auch nicht viel haben.
Im Krankenhaus gibt es so gut wie keine PatientInnen. Wie auch – es fehlen jegliche Mittel für die Behandlungen und die Kranken müssten aus bis zu 50km Entfernung zu Fuß kommen. Nur der Raum für unterernährte Kleinkinder mit ihren Müttern ist voll belegt. Es ist offensichtlich, dass einige der Kinder die nächsten Stunden nicht überleben werden. Butoto, der Direktor von UGEAFI, der zu uns gestoßen ist, fragt den Arzt, was denn hier los sei. Dieudonné erklärt, dass die Medikamente und die nötige Kraftnahrung seit Wochen nicht mehr geliefert werden. Sie würden darauf warten, dass eine andere Hilfsorganisation aus dem Nachbardistrikt die kleinen Patienten abholt und behandelt. Meistens wohl zu spät, denke ich.
Butoto platzt der Kragen. Er zeigt aus dem Fenster, auf eine Weide voller Kühe. „Lasst euch von dem Herdenbesitzer 10 Liter Milch am Tag geben, mischt es mit Hirse, Mais und Zucker und ihr könnt diese Kinder retten“, hält er dem Arzt vor. Der junge Arzt ist verunsichert und erklärt, er müsse sich an die Vorschriften halten. Aber er wird nachdenklich. Wie so viele im Kongo ist er damit aufgewachsen, dass Hilfe nur von außen kommen kann. Jahrelanger Krieg und Nothilfe haben ihre Spuren hinterlassen. Das Umdenken ist nicht einfach.

„Schülerbrigaden für Sauberkeit“
Am nächsten Morgen besuchen wir noch zwei Grundschulen. Hier hat UGEAFI die LehrerInnen und SchülerInnen in präventiven Hygienemaßnahmen ausgebildet. Es wurden Regenwasserkollektoren installiert und Handwaschvorrichtungen aufgestellt, um die Infektionsraten an den Schulen zu senken. Die Schülerbrigaden für Sauberkeit (so nennen sie sich) führen stolz ihr Wissen vor und erzählen von ihren Erfahrungen. Die LehrerInnen sind auch froh und haben eine Wunschliste für weitere Maßnahmen. Die Schulen sind aus Holzplanken, die Wellblechdächer verrostet und löcherig, die Klassenzimmer viel zu klein und ohne Fenster
In Goma klappere ich mit den Freunden von UGEAFI einen Tag lang alle vor Ort vertretenden Geberorganisationen ab. Ich versuche, ihnen Türen zu öffnen. Wir erzählen von der Situation in Katoye, aber leider ergibt sich keine Möglichkeit, das Projekt fortzusetzen. So wird es Zeit, Abschied zu nehmen – in der Hoffnung auf eine baldige Fortsetzung der Arbeit mit anderen Mitteln.

Christoph ist unser Projektreferent für den Tschad. Von Bonn aus koordiniert er unsere Hilfsprojekte vor Ort. Um die Arbeit besser betreuen zu können, reist er regelmäßig in den Tschad.
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