Helfer unterwegs - Schriftzug
Einkommen schaffen im Kosovo
Kosovo

Kosovo - Ein Land im Aufbruch (1)

Wir kommen bei Schnee und Minusgraden in Pristina, der Hauptstadt Kosovos an. Ich bin zum ersten Mal hier und von den Eindrücken überwältigt. Die Stadt hat offiziell ca. 200.000 Einwohner. Wer aber vom Flughafen hereinfährt und sieht, wie sich die Stadt kilometerweit ausdehnt, ahnt schnell, dass hier sicherlich mindestens dreimal so viele Menschen leben. Überall wird gebaut: links und rechts der Autobahn werden riesige und prunkvolle Büro- und Geschäftsgebäude hochgezogen. 

Mein kosovarischer Kollege Abdullah erklärt mir, viele der Gebäude stehen seit Jahren leer oder werden gar nicht erst fertig gestellt. Geldwäsche, Korruption, organisierte Kriminalität, sagt er. Ein frustrierender Gedanke. Überhaupt hat Pristina etwas Melancholisches an sich. Die Betonarchitektur, grau in grau, trägt sicherlich einen Großteil dazu bei. Doch gleichzeitig sind auch viel Dynamik und Energie in der Stadt zu spüren, sogar eine Art von Aufbruchsstimmung. Es gibt dutzende Bars, Cafés und Restaurants, die auch an Wochentagen voll sind. Es scheint, die Kosovaren haben ihren eigenen Weg gefunden, mit der schwierigen Situation in ihrem Land umzugehen – sie lassen sich nicht unterkriegen. Sehr sympathisch! 

Die wirtschaftlichen und sozialen Probleme in dem Ministaat, der von Serbien nach wie vor nicht als unabhängig anerkannt wird, sind enorm. Offiziell haben 35 Prozent der Bevölkerung keine Arbeit, inoffiziell wesentlich mehr. Gerade in der Stadt ist der informelle Sektor sehr stark: die Menschen verkaufen Brennholz, Zigaretten und alles Mögliche von den Ladeflächen alter deutscher Kleinlaster. Es gibt viele provisorische Verkaufsstände. Hier und da treffen wir auch Kinder, die uns Waren aus ihren Bauchläden verkaufen wollen. Auch junge, gut ausgebildete Menschen, haben im Kosovo kaum Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. Viele verlassen deshalb jedes Jahr ihr Land in Richtung Mitteleuropa, wo das Gras grüner ist. Was bleibt ihnen anderes übrig? Genau hier setzt das Programm von Help an.

Seit letztem Jahr ist unser Büro in Pristina nach zehnjähriger Pause wieder geöffnet. Wie auch in den anderen Balkanländern, in denen Help aktiv ist, ist es auch im Kosovo unser Ziel, Armut und Arbeitslosigkeit nachhaltig zu bekämpfen und die Menschen dabei zu unterstützen, sich Perspektiven in ihrem eigenen Land zu schaffen. Dazu unterstützen wir Existenzgründer, Kleinunternehmer und Kleinbauern mit Startkapital in Form von Ausstattung und Material für ihr Gewerbe. Dieses Modell hat sich in den vergangenen Jahren schon in Serbien und Bosnien und Herzegowina als sehr erfolgreich erwiesen. Teil 2 folgt ...

Viele Grüße, eure Yasmin  

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