Helfer unterwegs - Schriftzug
Flüchtlingslager in Mingkaman
© Simaitis
Südsudan

Wie konnte es zur ersten Hungersnot weltweit seit 6 Jahren kommen?

... und warum ist der Südsudan betroffen? Der Südsudan ist der jüngste Staat der Welt, verfügt über reiche Ölvorkommen, und könnte sich hinsichtlich seiner geographischen Lage, des Klimas und der Verfügbarkeit von Wasser im Land eigentlich problemlos selbst versorgen. Warum also erleben die Menschen dort momentan eine Hungersnot?

Wie meist, wenn es zu einer solchen Katastrophe kommt, sind auch hier die Gründe komplex und vielschichtig. Aufgrund seiner Geschichte und des jungen Alters des Staates, besteht quasi keine funktionierende Infrastruktur. Es gibt eine einzige geteerte Überlandstraße in einem Land, welches doppelt so groß wie Deutschland ist. In der Regenzeit (welche mancherorts bis zu 6 Monate andauert) sind große Teile des Landes unzugänglich, da die Erdpisten zu Matsch werden und selbst Allrad-Fahrzeuge stecken bleiben. Somit besteht bereits eine logistische Hürde, um Menschen in Not zu erreichen. Es ist richtig, dass die letzten Jahre vom Wetterphänomen El Nino negativ beeinflusst wurden, allerdings sind die klimatischen Auswirkungen im Südsudan schwächer als in den Ländern am Horn von Afrika, wie Kenia, Somalia und Äthiopien.

Viel wichtiger und ausschlaggebender ist der herrschende Bürgerkrieg, welcher seit Dezember 2013 dafür gesorgt hat, dass 3,62 Mio. Menschen aus ihren Dörfern vertrieben wurden. Von einer Gesamtbevölkerung von 10-12 Mio. leben also mindestensein Drittel der Menschen nicht mehr auf ihrem Land, sondern befinden sich auf der Flucht. Somit betreiben all diese Menschen keinen Ackerbau mehr. Da 85% der Südsudanesen ihr Einkommen aus der Landwirtschaft beziehen und praktisch all diese Menschen Subsistenzlandwirtschaft betreiben, beutet dies bereits 3,62 Mio. hungrige Flüchtlinge. Hinzu kommt, dass Felder oft vermint sind und ganze Dörfer zerstört wurden.

Derweil verteuern sich auf den Märkten die Grundnahrungsmittel täglich. Der Bürgerkrieg und die verfehlte Politik der südsudanesischen Regierung haben das Land in eine schwere wirtschaftliche Krise gestürzt. Ende 2016 betrug die Inflation 836% - weltweiter Spitzenwert. Bei solch rapiden Preisveränderungen reicht ein normales Gehalt nur noch für ein paar Tage im Monat. Der äußerst brutale Konflikt zerstört somit jegliche Grundlage zur Eigenversorgung.

Seit Jahren weisen Hilfsorganisationen auf die Gefahr einer Hungersnot hin. Diese ist nun in den Gebieten Wirklichkeit geworden, wo die Bevölkerung am meisten unter dem Konflikt zu leiden hatte und selbst Hilfsorganisationen der Zugang zu notleidenden Menschen verwehrt wird. Wenn Menschen also aufgrund von Vertreibung und Krieg hungern, keinen Zugang zu ihren Feldern haben und Hilfsorganisationen keine Möglichkeit erhalten, die Hungernden zu versorgen, dann sind perfekte Bedingungen geschaffen für eine Hungersnot.

Euer Fabian