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Mein Freiwilliges Soziales Jahr bei Help
Deutschland

Mein Freiwilliges Soziales Jahr bei Help

Es ist Mai. Seit zehn Monaten bin ich jetzt schon bei Help. Als unser Onliner Robin mich aufforderte einen Abschlussbericht zu schreiben, fuhr mir der Schreck in die Glieder. Wahnsinn, wie schnell alles schon wieder vorbei ist. Ein ganzes Jahr bei Help ist vorüber, mit der Suche eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin wird es Gewissheit. Und ich bin ein ganzes Jahr älter. Dazu natürlich weise und voller Erfahrung, wie das FSJler-Almanach, das bei Help von Zivi zu Zivi zu FSJler weitergegeben wird, es mir bereits voraussagte. 

Wie alles begann

Ich weiß noch ziemlich genau, wie es zu Beginn für mich war. Ich war furchtbar aufgeregt, als ich hier in Bonn ankam. Völlig umsonst. Da war die „alte“ FSJlerin, die mich super geduldig einwies und mir versicherte, dass alles, was am Anfang noch komisch und ungewohnt ist, normal wird. Und alle anderen, die mir mit jeder blöden Frage zur Seite standen. Klar war ich bei meinem ersten Telefondienst trotzdem total nervös. Oder bei meinem ersten Protokoll, das ich bei unseren wöchentlichen Meetings im Büro führe. Oder bei meinem ersten englischen Telefonat. Und natürlich ging auch irgendwie immer alles schief.

Was jetzt anders ist

Und wie erwartet, mittlerweile tue ich all diese Dinge nebenbei. Und darf andere, coole Aufgaben übernehmen. Zum Beispiel unser Instagram managen. Und unseren YouTube-Kanal. Ich darf ein bisschen an unserer neuen Website mitarbeiten, bin beispielsweise fast für die gesamte Fotoauswahl zuständig. Und ein paar Texte habe ich auch geschrieben. Ich habe Informationsmaterialien über Help erstellt und Menschen damit versorgt, auch persönlich auf Veranstaltungen in Bonn oder sogar Leipzig. Und, und, und. Ein paar Dinge durfte ich als FSJlerin sogar alleine organisieren. (Zugegeben hatte ich natürlich trotzdem ein bisschen Hilfe.) So koordinierte ich beispielsweise mit einer Fotografin und unserem Onliner einen Fototermin für unser Kollegium – komplizierter als es klingt! Momentan arbeite ich an einem neuen Video, das auf unsere Startseite kommt und die ganze Organisation repräsentieren soll. 

Irgendwie macht jede Aufgabe Spaß

Es gab natürlich auch langwierige Aufgaben, wie Belege sortieren oder Dankbriefe an eine ganze Schule in Umschläge stecken. Aber dank des netten Kollegiums waren auch solche Aufgaben mit links erledigt. Immer war jemand da, der mir geholfen hat, wenn etwas zu viel war. Nie musste ich mich fühlen, als wäre ich „nur der Praktikant“. Und sich mit fünfzig Ordnern voller Belege in einem Raum zu verkriechen, Schokolade zu essen und Radiolieder mitzusingen kann eben auch Spaß machen, wenn man nicht alleine ist! Als ich die Fotos für unsere neue Website auf verschiedenen Festplatten mit tausenden und abertausenden von Bildern suchen durfte, war das wie eine Reise durch die Geschichte von Help. Ich war in fast dreißig verschiedenen Ländern, habe Sonnenaufgänge in Simbabwe, menschenfreundliche Eichhörnchen im Nordirak und neugierige Kinder auf Haiti auch ein bisschen miterlebt.

Was eine NGO überhaupt ist

Eine NGO, Non-Governmental Organization. Das heißt für mich jetzt etwas ganz anderes. Ich weiß jetzt, wie viel Arbeit hinter all dem steckt. Wie viel Arbeit mehr, als die ohnehin schon schwierige Hilfe für die Menschen selbst. Die Utopie von jungen Weltverbesserern, die nach Afrika fliegen und da Brunnen bauen, bis alle Menschen glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende sind, ist aus meinem Kopf verschwunden. Nicht, dass in Afrika nicht wirklich Brunnen gebaut werden. Aber das alles bedeutet eine ganze Menge mehr Organisation, bürokratische Hürden, Vorausplanung und langfristigen Einsatz.

Ob ein FSJ abschließend also wichtig ist?

Ja. Und ich würde es jedem empfehlen, bevor er sich für ein Studium bewirbt. Es schadet sicherlich nicht, auch mal den Kopf mit etwas anderem zu füllen als gleich wieder neuen Vokabeln, Formeln und Theorien. Bevor ich also jetzt ins Studium gehe, hab ich zwar keine supercoole Weltreise gemacht und in Nepal Felder gejätet oder einen VW-Bus mit Freunden nach Südfrankreich kutschiert. Aber ich kann stolz sagen, ich habe bei Help gearbeitet. Und über ganz viele Ecken hat das eben auch Menschen geholfen. Auf jeden Fall schon mal mir. Und hoffentlich ein paar der Kollegen.