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Gestern Snajper - heute Snijeg
In den meisten Ländern, in denen wir aktiv sind, genießen behinderte Menschen kaum Wertschätzung. Sie werden ausgegrenzt und oft sogar weggesperrt. Elementare Rechte werden ihnen verweigert. Eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben findet nicht statt. Deutschland bemüht sich intensiv die UN Behindertenrechtskonvention von 2010 umzusetzen und mehr Raum für Inklusion zu schaffen. Im Vergleich zu anderen Ländern nimmt Deutschland bei der Integration behinderter Menschen eine Vorreiterrolle ein. Viele Länder, wie Bosnien und Herzegowina, müssen sich in diesem Bereich noch stark entwickeln. Wir haben Emina im Rahmen der Fluthilfe kennengelernt. Sie leidet seit mehr als 20 Jahren an zerebraler Paraplegie, eine Rückenmarksschädigung, durch die man sich kaum mehr bewegen kann. 12 Jahre lang war sie in ihrem Rollstuhl ans Haus gefesselt, da eine Rampe für die Einfahrt ins Haus fehlte. In Zusammenarbeit mit unserer Partnerorganisation - NAK-karitativ - konnten wir ein adäquates Krankenbett organisieren. Darüber hinaus hat eine Privatperson aus den Niederlanden Geld für eine Rampe gespendet, sodass Emina endlich wieder selbstständig das Haus verlassen kann. Dank der Rampe wurde die Lebensqualität von Emina immens gesteigert und sie kann jetzt wieder an einem gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Ihre Mutter spart fleißig, um weitere behindertengerechte Ausstattungsdetails für die Wohnung finanzieren zu können.
Langfristiger Einsatz zahlt sich aus
Nach einer Woche in Sarajevo habe ich einen Tagestrip in den Norden des Landes gemacht, um mir dort die Entwicklung einiger unserer Projekte anzuschauen. Vergangenen Sommer haben wir 5 Kleinunternehmen unterstützt, deren Räumlichkeiten von der Flut fast vollständig zerstört wurden. Ich hatte mich extra nicht angekündigt, damit ich alle Unternehmen in ihrem täglichen Geschäft begutachten konnte. Das Ergebnis war äußerst positiv: Der Friseursalon florierte, ins Restaurant bin ich gar nicht erst hineingekommen, weil es so voll war - leckere und preiswerte Mittagessen scheinen nicht nur in Deutschland Anhänger zu finden ;-). Das Auftragsbuch der Autowerkstatt war so voll, dass keine Zeit für ein ausgiebiges Gespräch blieb. In der Kaffeebar war jeder Tisch, wie schon bei meinem letzten Besuch, besetzt. Darüber hinaus hat sich unser Engagement gleich in mehrfacher Hinsicht gelohnt, da alle Unternehmen nicht nur laufen, sondern auch weitere Arbeitsplätze geschaffen wurden – ganz im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe. Ich konnte also zufrieden nach Sarajevo und anschließend nach Bonn zurückfahren.
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote
Vor 20 Jahren habe ich meine Arbeit in Bosnien und Herzegowina begonnen. Damals hing noch an vielen Ecken in Sarajevo das Schild „Pazi Snijper“ - übersetzt „Vorsicht Scharfschützen“. Heute warnen die Schilder vor: „Pazi Snijeg“ – „Vorsicht Dachlawinen“. Innerlich musste ich schmunzeln. Wie gut sich dieses Land doch entwickelt hat. Damals war ich noch ein „bisschen“ nervöser als ich durch die Gassen spazierte.
Eure Karin
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Karin ist Geschäftsführerin von Help. Zugleich leitet sie die Projektabteilung und reist daher regelmäßig in unsere Hilfsprojekte.
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